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Was wir durch Bärbel lernen konnten

Ende Oktober jährte sich Bärbels Todestag zum zweiten Mal. Als ich dem Wunsch folgte, wieder etwas über sie zu schreiben, stellte ich eine nette Analogie zwischen ihrer Arbeit und dem kommenden Datum 21.12.2012 fest.

Mit dem Ende des Mayakalenders ist für mich weniger ein fester Termin als ein stetiger von uns weitgehend unbemerkter Prozess verbunden. Der Beginn dieser Entwicklung liegt dabei vor dem Ende des letzten Jahrtausends. Erinnert ihr euch noch an den Fall der Mauer 1991 und an die Auflösung der alten Sowjetunion? Der kalte Krieg wurde beendet. Schon dies waren Vorboten des Jahrtausendwechsels 1999 auf 2000, bei denen es vor allem um die Auflösung von Grenzen ging. Später folgten dann 2001 die Einführung des Euro und das durch die Währungsunion vereinte Europa.

Nach dem Prinzip der Mystiker unseres Mittelalters ist nun aber jede Grenze, die in unserem Außen fällt, auch ein Hinweis auf das Aufweichen einer inneren Grenze in uns selbst. Nichts anderes meint der Satz Meister Ekkehards:

Wie innen, so außen. Und wie außen, so innen.“


Welche Grenzen sind aber in unserem Inneren gefallen? Bei dieser Frage kommt nun meine verstorbene Frau Bärbel ins Spiel.

Nicht von ungefähr wurde ihr Bestseller „Bestellungen beim Universum“ kurz vor der Zeitenwende veröffentlicht. Das wegweisende Buch erschien im Frühjahr 1998. Es gelang ihr damit, in vielen Menschen den Keim zu säen, verstärkten Einfluss auf ihr Leben nehmen zu können. Es gab plötzlich einen leichten und spielerischen Weg, mit dem Universum in Kontakt zu treten. Eine wichtige Grenze in unserer Vorstellung der Realität wurde aufgehoben- der Gedanke, das Universum und die Welt um uns herum sei von uns getrennt.

Das Erzeugen der eigenen Realität ist keine zu erlernende Fähigkeit des Menschen, sondern offensichtlich eine angeborene Gabe. Lass dich von der Natur inspirieren! Beobachte die Tiere, die Bewegung von Blättern im Wind und umarme Bäume. Stell dir dabei vor, dass die Kraft, die all das geschaffen hat, auch in dir steckt und nur darauf wartet, für deine eigenen Schöpfungen genutzt zu werden. (Bärbel)


Plötzlich bekamen wir eine Einflussmöglichkeit auf unser Leben. Wir sind mit dem Universum und allem, was ist, verbunden. Das Universum wohnt auch in dir, wie in jedem Menschen. Und es hört dir zu. Auch dir.

Hast du schon einmal ein Hologramm betrachtet? In jedem kleinsten Teil des Hologramms spiegelt sich das Ganze wieder. Du und ich, wir sind solch ein kleinster Teil des Ganzen. Und es steht uns frei, zu entdecken, dass noch viel mehr in uns verborgen steckt. Um es einst wie im Märchen wach zu küssen. Davor steht aber der Kampf mit dem Drachen, der sinnbildlich für den Kampf mit unseren Ängsten, Zweifeln und unserem ureigensten Gefühl von Unvermögen steht.

Engel sind die Boten des Universums, seine Handlungshelfer. Sie wollen uns darin unterstützen, was wir wirklich sind. Um dies werden zu können, braucht es, die Grenzen in uns aufzulösen. Darum war und ist Bärbel in diesem Bild eine Art Engel, die auf die Erde kam, um jeden Menschen voranzubringen, der bereit dazu ist.

Denn wir Menschen sind ganz grundsätzlich schief gewickelt. Darum wundert es mich wenig, wie schwer es für jeden von uns ist, aus seiner „Verpackung“ herauszufinden. Stell dir vor, jeder von uns ist eine Art Geschenk, sieh dich gern auch mal versuchsweise als Präsent des Himmels, das hundertfach, ja tausendfach mit Geschenkpapier umwickelt ist. In der Mitte dieser Verpackung befinden wir uns Zeit unseres Lebens, und versuchen uns herauszuschälen. Jeder Schritt in ein neues, höheres Bewusstsein hilft uns, eine weitere Schale abzulegen. So langsam dämmert es uns, als Einzelnem wie auch als Menschheit, welches Geschenk wir selbst wie jeder von uns für diesen Planeten und die ganze Menschheit sein könnten.

Im Sufismus spricht man in diesem Zusammenhang von den 10000 Schleiern, die unsere Wahrnehmung auf die Wirklichkeit einschränken durch unsere Prägungen, inneren Muster und falsche Glaubenssätze. Die Tatsache, dass wir unsere Welt aus der Mitte eines hundert- oder tausendfach eingepackten Geschenks betrachten, macht sie Suche nach uns selbst und dem Sinn unseres Daseins auch nicht gerade einfacher. Unser Blickwinkel auf die Welt und damit auch auf uns selbst ist nun einmal verschoben. Schief gewickelt, eben.

Wenn wir beginnen, uns selbst auszupacken (was für ein nettes Bild!), ernten wir mehr Bewusstheit und einen klareren Blick. „Erkenne dich selbst!“ stand über dem Orakel von Delphi, und ich möchte hier einen verbreiteten Irrtum aufklären: „Du bist das Geschenk, und nicht die Verpackung!“ Da laufen wir alle durch die Gegend und bewundern dort ein Schleifchen am anderen und lehnen da ein läppisches Paketband im Äußeren ab. Aber das ist doch nur die Hülle! Was drinnen ist, darauf kommt es an. Nur- wie soll mich denn auch jemand erkennen, wenn ich selbst nicht weiss, wer ich wirklich bin? Zum Glück, im neuen Zeitalter des Fühlens werden wir unsere Herzensaugen entdecken. Und wenn wir sie dann öffnen, werden wir den anderen Menschen immer mehr so erblicken, wie er wirklich ist. Innen sind alle Menschen schön.

Also was bist du im Kern deines Wesens? Jede Seele eines Menschen ist wunderschön. Aber um diese Schönheit auch nach Außen zeigen zu können, musst du sie zuerst in dir selbst entdeckt haben. (Bärbel)


Wenn wir als Menschen auf die Erde kommen, ist es ein ähnlicher Vorgang wie beim Glockengießen. Die Bronze wird in die Form aus Ton gegeben. Damit die Glocke werden kann, muss diese Form dann abgeschlagen werden. Erst dann kann die Glocke klingen. Jeder von uns ist solch eine Glocke. Wir werden als Seele hineingegossen in die Form unsere Familie und unseres Umfeldes, und erhalten Prägungen und Glaubenssätze. Und dann laufen wir Zeit unseres Lebens durch die Welt und denken, wir wären diese Form. Sind wir aber nicht. Wir sind die Glocke! Jeder von uns. Wir sind hier, um zu klingen. Wir sind hier, um Ausdruck von purer Freude am Sein zu werden. Für mich war Bärbel bereits solch eine Glocke. Ihre überschäumende Lebensfreude und Vitalität entsprang genau hier. Ihr Bücher und Vorträge waren ihre Art, zu klingen:

Bist du gern mit positiven, liebevollen Menschen zusammen, die überall Freude verbreiten? Wenn ja, dann geht es dir wie dem universellen Geist. Er ist auch am liebsten bei solchen Menschen. Nicht weil er die anderen nicht mag oder verurteilt, sondern weil sie sich ihm verschließen. (Bärbel)

 

Bärbel hat es in Punkto Freude zu einer inneren Meisterschaft gebracht. Ich habe sie da immer bewundert. Natürlich wurde sie von vielen Seiten angegriffen, als sie ihre Bestellungen beim Universum in die Welt brachte. Mit dem Erfolg kamen natürlich auch die Neider und Kritiker. Sie fragte sich dann einfach, „Willst du recht haben oder willst du Freunde haben? Beides zusammen geht nicht!“ Sie ließ jedem das Recht auf freie Meinung. Es war ihr wichtiger, in Kontakt mit dem universellen Geist zu bleiben, und in der Freude, als sich über Kritik aufzuregen. Sie hatte gelernt, in Angriffen den Schrei nach Liebe zu erkennen. So wie Chuck Spezzano sagt: „Jedes Verhalten, das nicht Ausdruck von Liebe ist, ist ein Schrei nach Liebe.“

In diesem Sinne verfahre ich selbst mit Angriffen, die gegen Bärbel auch heute noch wegen ihres mutmaßlich zu frühen Todes erhoben werden. Kürzlich sprach mich ein enger Freund auf ein Video in youtube an, in dem Bärbel arg verunglimpft wurde. Er meinte, ich sollte doch dagegen vorgehen. Ich spürte in mich hinein und ich konnte keinen Grund dazu finden. Mir fiel der Ausspruch des Dalai Lamas ein, der nach der Besetzung seines Landes durch China auf die Frage antwortete, warum er denn nicht kämpfte, und nur zum gewaltlosen Widerstand aufrief: „Sie haben mir mein Land genommen. Meine Seele gebe ich ihnen nicht!“

Vielleicht habe ich in den letzten zwei Jahren seit Bärbels Tod einfach zuviel Zuneigung und Entgegenkommen erfahren, von Menschen, die mir gegenüber aufrichtig ihre Trauer über Bärbels Fortgehen ausdrückten. So vielen Menschen habe ich in dieser Zeit in die Augen geblickt und einfach Dankbarkeit gespürt, gegenüber dieser mutigen Frau. Bärbels Arbeit war so voller Liebe, dass sie unglaublich viele Menschen berührt hat.

Wenn dir nicht reicht, was das Universum dir liefert, bleibt dir nur, an dir selbst zu arbeiten und mehr Licht und Liebe zu werden. Denn nach dem Resonanzgesetz kannst du nur Dinge in dein Leben ziehen, die ähnlich viel Licht und Liebe enthalten wie du selbst. (Bärbel)

 

Lieber gehe auch ich in die Liebe. Würde ich gegen Angriffe auf Bärbel heute noch kämpfen, wäre das für mich so, als würde ich ihr Werk in Frage stellen. Ein schöner Satz in diesem Zusammenhang ist: „Wer sich gegen Angriffe verteidigt, macht sich selbst zum Schuldigen.“ Ich bin von Bärbels Wirken und ihrem Tun restlos überzeugt. Darum muss ich niemanden mehr überzeugen. Nach dem Prinzip „Wie innen, so außen“ reicht es mir völlig, innerlich überzeugt zu sein. Da kann das Außen dann irgendwann nicht anders, als auch überzeugt zu sein. Ich handle da gern nach dem Leitspruch: „Das gute Vorbild ist die beste Predigt.“ Umgekehrt, wenn ich andere noch überzeugen muss, dann kann ich innerlich selbst noch nicht wirklich daran glauben.

Wer denkt, andere übel diffamieren und bloßstellen zu müssen, in dessen Haut möchte ich wirklich nicht stecken. Denn eben über dieses Prinzip des „wie außen, so innen“ diffamieren sich diese Menschen doch in ähnlicher Weise sicher selbst. Still und heimlich in sich drin. Wem andere nicht gut genug sind, der genügt bestimmt auch dauernd selbst seinen eigenen Ansprüchen nicht. Das ist doch schon Strafe genug.

Das Universum betrachtet jeden deiner Gedanken, ja deiner gesamten inneren Einstellung, als „Auftrag“: Je mehr du das Leben liebst, desto mehr Gründe, es zu lieben, sendet es dir täglich. Je mehr du meckerst, desto mehr Gründe zum Meckern liefert dir das Leben. (Bärbel)

 

Vielleicht beschäftige ich mich auch einfach schon zu lange mit Hooponopono. Bei dieser hawaiianischen Vergebungsform übernehme ich für alles in meinem Leben die ganze Verantwortung. Ich bin ein Teil des Ganzen. Und ich bin untrennbar mit allem, was in meinem Leben geschieht, verbunden. Die äußeren Lebensumstände sind nur ein Spiegel meiner inneren Wirklichkeit. Wenn ich mit Geschehnissen wie Kritik an Bärbel unzufrieden bin, nehme ich dafür die Verantwortung auf mich. Auch ich habe innen drin einen Kritiker, dem manches nicht gut genug ist. OK, also liebe ich den Kritiker in mir, und schenke ihm meine ganze Liebe. Bärbel und ich haben eine eigene Art des Hooponopono in die Welt gesetzt, die Bärbel etwas flapsig „Hoppen“ genannt hat, und bei dem ich die Teile in mir liebe, die in Resonanz mit Problemen in meiner Außenwelt stehen.

Wer die inneren Einstellungen lassen möchte, wie sie sind, und trotzdem bestellen möchte, bei dem werden wohl wirklich nur Kleinigkeiten wie Parkplätze oder ähnliches geliefert werden. Auf Dauer kommen wir nicht darum herum, uns für die Umstände unseres Lebens mitverantwortlich zu fühlen und einen Spiegel unserer inneren Qualitäten darin zu sehen. (Bärbel)

 

Für Bärbel war das Hoppen die neue Form des Bestellens. Wenn ich immer mehr beginne, den inneren Schalter von Kampf auf Liebe umzulegen, wird mir immer mehr Liebe im außen begegnen. Wenn ich alle Dinge und Geschehnisse in meiner Gegenwart, die mir im Fluss des Lebens entgegen schwimmen, aus ganzem Herzen lieben und annehmen kann, wird meine Energie immer freudiger und höher schwingen, und damit meine Resonanz erhöhen. Dies führt dazu, in meiner Zukunft immer häufiger dem entsprechenden Dingen zu begegnen. Hoppen gestaltet somit indirekt Schritt für Schritt eine bessere Zukunft durch meine Versöhnung mit der Gegenwart.

Wenn du dich für jeden freust, der in Glück und Fülle lebt, schickt dir das Universum auch Fülle. Hegst du hingegen Neid und Missgunst, dann nimmt das Universum dir womöglich alles weg. Es gibt dir alles, was du durch deine innere Einstellung „bestellst“. (Bärbel)

 

11.10.12 Manfred Mohr