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Pferde als Spiegel unserer Persönlichkeit

Mit sehr gemischten Gefühlen einerseits, aber auch voller Stolz andererseits, habe ich vor kurzem an einem Pferdeseminar teilgenommen. Pferde waren für mich bisher ein Buch mit sieben Siegeln. Mein bisher erstes und auch einziges Pferdeerlebnis war ein halbstündiger Ritt auf einem Araber in Tunesien. Hört sich gut an ? Es endete damit, dass der Hengst gegen Ende des Ausritts Feierabend machen wollte und ohne sich um meine Bremsversuche zu kümmern, in leichtem Galopp in Richtung Koppel lief. Meine Aufgabe bestand darin, meine Panik zu besänftigen, mit aschfahlem Gesicht oben zu bleiben und einigermaßen heil und in einem Stück wieder auf den Boden der Tatsachen zu gelangen. Das klappte auch zum Glück. Den Rest der Reise und auch später machte ich aber lieber einen großen Bogen um Pferde (und Kamele).

Der Himmel allein wird also wissen, was mich geritten hat, gerade dieses ominöse dreitägige Training Anfang August bei Susanne Schwaiger zu besuchen. Ich wusste nur den Titel („Pferde – Spiegel deiner Persönlichkeit“) und war doch auf Anhieb sicher, das wäre was für mich. Ich musste da einfach hin. Erst später bei der Anmeldebestätigung fiel mir auf, dass richtiges Reiten gar nicht auf dem Programm stand, sondern der Kontakt mit den Pferden sollte vom Boden aus geschehen. Ich fragte mich innerlich, ob ich darüber lachen oder weinen sollte, immerhin ist so ein Pferd locker Gardemaß und ein paar Zentner schwer. Mit sehr gemischten Gefühlen fuhr ich also hin.
Alleine die Besetzung des Kurses war schon spannend: Noch nie habe ich in einem Seminar eine solche Vielzahl von Charakteren auf engstem Raum erlebt: 6, 8, 13, 32, 35, 39, 42, 45, 46, 53 (Das sind nicht die Lottozahlen vom Wochenende, sondern das Alter der 10 Kursteilnehmer). Von Reitbegeisterten (vor allem die Jüngsten) bis zu völligen Greenhorns (wie ich) waren alle dabei. Am ersten Abend gab es dann gleich einen Crashkurs in Sachen Pferd: Ich wusste gar nicht, dass die Pferdeherde matriarchalisch strukturiert ist und die Leitstute das Sagen hat. Sie gibt die Richtung vor, der Leithengst kümmert sich dagegen eher um die Nachzügler in der Herde und bildet die Junghengste aus. Ein Leittier strahlt Autorität aus und die Herde folgt nur einem starken und sicheren Tier. Ein Pferd wird sich also sehr genau begucken, welchem Leittier Mensch es folgen will oder eben nicht. Und hier kam auch schon am nächsten Tag die erste Probe aufs Exempel: Bevor wir zu den Pferden durften, sollte jeder von uns erst schaulaufen und vor den anderen ganz normal gehen. Die Anderen versuchten, aus seinem Gang auf das Wesen des Menschen zurückzuschließen. Manche gingen unsicher und fühlten sich beobachtet, manche schwebten fast ohne rechten Bodenkontakt, andere waren eher eilig, sie hatten wohl noch viel vor. Einige aber gingen ruhig und bestimmt und strahlten Selbstsicherheit und Ruhe aus.
Und dann ging’s los. In der Reithalle wurde ein Karree abgesteckt, und ich bekam, wie alle Teilnehmer, eins der drei Pferde per Los zugeteilt. Pferd Nr. 1 wurde in die Reithalle geführt und war sehr unruhig, wahrscheinlich übertrug sich die Unruhe von uns ein wenig. Der Erste von uns, ein Mann, ging zum Pferd hinein und es begann ein Wechselspiel von Annäherung und Desinteresse von Seiten des Pferdes, das sich bei den meisten der Teilnehmer wiederholte. Es dauerte eine ganze Weile, bis das Pferd Vertrauen gewinnen konnte. Manche der Teilnehmer spielten zwischendurch mit einem Ball und bezogen auch das Pferd mit ein. Pferde mögen es merkwürdigerweise, wenn sie mit einem Ball ein wenig angetrieben werden, es ist wohl so eine Art Spiel für sie. Jede/r von uns konnte so prüfen, was er / sie im Verhalten und vor allem an der inneren Einstellung ändern sollte, um das Pferd für sich zu gewinnen. Im Laufe des Seminars wurde nämlich immer deutlicher, warum Susanne Schwaiger dem Seminar den Titel „Pferde – Spiegel deiner Persönlichkeit“ gegeben hatte.
Ein Pferd spürt unglaublich gut, wie es einem Menschen geht und was im Inneren eines Menschen vor sich geht. Es spürt, was ein Mensch ausstrahlt und reagiert dementsprechend. So kamen die meisten von uns älteren Teilnehmern an den Punkt, zu erkennen, warum das Pferd auf dieses oder jenes nur mit Desinteresse und Langeweile reagierte. Beispielsweise ging eine Frau, die selbst Pferdebesitzerin war, schnurstracks, wie sie es gewöhnt war, zum Pferd hin, sprach mit ihm und gab ihm zu verstehen, es solle mitkommen. Auf Druck hin folgte es auch, aber dann ging es wieder weg. Selbst als die Frau einen Ball nahm und damit spielte, konnte sie nicht den Gedanken loslassen, das Pferd müsse zu ihr kommen. Und es kam natürlich nicht. Ein Pferd findet es sehr viel angenehmer und interessanter, wenn der Mensch in seiner Mitte ist und sich mit etwas angeregt beschäftigt. Ballspielen ist ein gutes Beispiel dafür. Erst als die Frau nach langen Mühen resignierte, aufgab und frustriert einige Pferdeäpfel mit der Schaufel wegschaffte, war das Pferd (übrigens vom Typ her eine Leitstute) plötzlich hinter ihr und guckte. Das Ganze hatte beinahe etwas Skurriles, fast Slapstickartiges.
Bei einer andere Frau war das Pferd nach den fast üblichen Aufwärmrunden mit dem Ball, erstem Kennenlernen und Streicheln schließlich so weit, dass es der Frau durch die Halle folgte. Es gab aber immer wieder dabei die Tendenz, zu überholen, also selbst die Führung zu übernehmen. Diese Frau war betont nett zum Pferd, ging schnell selbst auf das Pferd zu und ließ ihm so gar nicht erst die Zeit, selbst auf die Frau zuzukommen. Hier möchte ich einfügen, dass wir alle am ersten Tag aufschreiben sollten, was wir mit dem Begriff „Pferd“ assoziierten. Es stellte sich nachher heraus, dass genau diese unsere Beschreibung ein Ausdruck unseres Themas war, auf den das Pferd uns immer zielsicher hingeführt hat. Bei dieser Frau, bei der das Pferd selbst führen wollte, war der Begriff Pferd mit Beziehung und Partnerschaft verbunden. Und bei ihr sah es danach aus, dass sie glaubte, alles tun zu müssen, damit das Pferd (der Partner) Interesse zeigt. Und dabei ist sie natürlich himmelweit davon entfernt, Ruhe und Selbstsicherheit auszustrahlen, denn im Grunde passt sie sich ja zu sehr an das Pferd (den Partner) an, ist also weniger „sie selbst“. Und das zeigte das Pferd dann auch. Erst als sie Vertrauen hatte in sich und ihren Weg ging, ohne sich um das Pferd zu kümmern, folgte das Pferd ihr auch. Und hier war dann der wichtigste Moment, als die Frau dem Pferd einfach mit der Hand Stopp signalisierte, als es wieder überholen wollte. Damit wurde die Hierarchie wieder hergestellt.
Am dritten Tag durften wir noch mal zu unseren Pferden und es war diesmal sehr viel angenehmer, harmonischer und voller kleiner und großer Glücksmomente. Es ist ein sehr wunderbares Gefühl, wenn eine Einheit zwischen mir und dem Pferd hergestellt ist. Das Pferd lässt sich dann ganz lange überall berühren und genießt diesen Kontakt zum Menschen sehr. Manchmal kauen sie dann auch oder zucken oder beißen sich sogar, denn sie nehmen dabei sehr viel Energie vom Menschen auf. Überhaupt finde ich diese Tiere nach diesem Seminar sehr faszinierend: Sie strahlen so viel Kraft und Energie aus und sie sind derart unbestechlich in ihrer Zu- oder Abneigung, dass es seinesgleichen sucht. Sie sind vital und lebendig und es zieht sie am Menschen unwiderstehlich an, wenn ein Mensch ebenfalls diese Lebensfreude und Zuversicht ausstrahlt.

Pferd

Fühlt das Pferd sich wohl, läßt es sich
auch gerne von allen Seiten kraulen …

Am Ende des Seminars sollten wir wie jede andere, zu Beginn per Los entstandene Gruppe auch, beschreiben, was uns drei Personen miteinander verbindet und warum wir gerade dieses Pferd per Los zugeteilt bekommen haben. Für mich war klar, dass das Pferd genauso reagiert auf mich, wie das Leben selbst, nur ist das Pferd so freundlich und zeigt sehr unmissverständlich, wie es meine Energie findet. Beim Leben ist das manchmal nicht so einfach abzulesen und zu erkennen. Wenn ich innerlich unklar bin, ziellos und nicht weiß, was ich will, wird das Pferd sicher nicht zu mir kommen. Und auch der Kosmos wartet dann auf ein Signal: Was will denn der nun wirklich ? Wenn ich aber zielsicher und aus meiner Mitte heraus gehe und agiere, dann folgt mir das Pferd und auch das Universum hält mir dann die Türe auf. Es ist alles eine Frage der Energie, die ich ausstrahle, denn auch die Nachbarn, Kollegen und Freunde reagieren dementsprechend auf mich. Ein Pferd ist nur sehr viel unbestechlicher und zeigt seine Reaktion so wundervoll deutlich. Und es ist Ausdruck dessen, was die alten Mystiker schreiben: Beginne, dein Innen zu verändern und du veränderst dein Außen.
In unserer Gruppe gab es dann auch ein AHA-Erlebnis, als wir merkten, wie unglaublich viel wir tun wollten, um das Pferd zum Interesse an uns zu bewegen. Wir alle wollten es besonders gut machen, vor der Gruppe unser Gesicht nicht verlieren, usw. Wir Erwachsenen haben es uns damit unglaublich schwer gemacht. Voll Erstaunen sahen wir daher auch zu, wie es uns die Kinder vormachten: Im Grunde ist es so unsagbar einfach, Interesse von einem Pferd zu erhalten: Sei du selbst, tu, was du möchtest, sei verspielt und kindlich. Es ist schon schade, wie schwer mir das als Erwachsenem mittlerweile fällt. Das dreizehnjährige Mädchen schien das Pferd fast magisch anzuziehen, es wich ihr kaum von der Seite und genoss das Zusammensein offensichtlich sehr. Beim 8jährigen Jungen rollte sich das Pferd sogar genüsslich auf den Rücken und streckte alle Viere von sich. Vom ersten Moment an war eine Verbindung zwischen Kind und Pferd zu spüren.

Bleibt zu wünschen, dass Susanne Schwaiger noch vielen Menschen wie dir und mir die eigenen Masken zeigen darf. Pferde spiegeln wirklich die Persönlichkeit, da hat sie nicht zu viel versprochen. Und gerade das Thema Führung könnte doch sicher sehr lohnenswert, auch von vielen Unternehmen und Chefetagen, einmal von dieser vierbeinigen Sicht heraus betrachtet werden. Wen es interessiert, hier ist die Kontaktadresse:
Susanne E. Schwaiger
Moosweg 2
86676 Walda
Tel. (08253) 7452
e-mail s.e.schwaiger@t-online.de.
Susanne bietet neben Seminaren auch Einzelcoachings und Firmenberatungen an.
(Text: Manfred Hürth)

Kommentar von Bärbel:
Dieses Seminar hört sich klasse an. Wenn mir noch mal jemand erzählen sollte, dass er gaaanz in seiner Mitte ist, vöööööllig relaxed, extrem positiv und ohne inneren Druck oder Erwartungshaltung und dabei spielerisch leicht wie ein Kind – aber trotzdem liefert „das böse Universum“ nicht, dann stellen wir denjenigen doch einfach in die Arena zusammen mit einem Pferd.
Ist der Mensch wirklich entspannt in seiner Mitte und trotzdem im positiven Kontakt zu seiner Außenwelt, dann wird das Pferd höchst angetan sein und – genau wie das Universum auch – hinter so jemandem begeistert hertraben.
Dreht das Pferd einem den Hintern zu, ist unbestechlich klar, man irrt sich ein wenig in seiner Selbsteinschätzung. Mit seiner inneren Haltung stößt man das ab, was man eigentlich anziehen möchte.
Typisch erfolgreiche Universumsbesteller (so jemand wie Dieter mit den Wunschfängerengelchen aus „Universum und Co.“ oder vom Anfang des Videos „Herzenzwünsche selbst erfüllen“) erkennt man daran, dass sie zum Pferd reingehen, das Pferd schaut erfreut auf und kann es nicht lassen hinterherzulaufen (Dieter meinte, als ihm das passierte, das Pferd müsse doch dressiert sein, das weiche ihm ja gar nicht von der Seite).
Mit dem Leben und dem Universum ist es ganz genauso: Wenn DU entspannt in deiner Mitte und trotzdem im positiven Kontakt zur Außenwelt bist, dann weicht das Leben dir ebenfalls nicht von der Seite und hält ständig Ausschau, wie es dir deine Wünsche erfüllen kann ! Einfach deshalb, weil wir mit unserem Inneren das Äußere gestalten. Darum ist es so wichtig, „da drinnen“ aufzuräumen :)))))))