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Oktober-Newsletter 2

Oktober newsletter 2

Liebe Bärbel-Mohr-Leser!

Schon der zweite newsletter im Oktober? Ja, denn es gibt einen besonderen Anlass: Am 29.10.11 jährt sich Bärbels Todestag zum ersten Mal. Darum möchte ich diesen Text ganz in Erinnerung an Bärbel schreiben. Es gibt auch einen kleinen Artikel im Magazin, „die Kunst der Leichtigkeit“, vielleicht habt ihr ja Freude, ihn zu lesen. Er findet sich hier, www.baerbelmohr.de/online-magazin.html, unter allgemeine Artikel.

Es wäre mir eine große Freude, wenn ihr diesen Tag im Andenken an Bärbel begehen möchtet. Ob es eine Kerze im Fenster ist, ein Spaziergang, ein Eintrag in euer Tagebuch – es wird sich bestimmt etwas Passendes finden. Weil Bärbel sehr vertraut mit jeder Form neuester Technik war, hätte ihr auch das Aufstellen einer „virtuellen“ Kerze gefallen. Eine schöne Möglichkeit dazu birgt die Seite www.gratefulness.org, hier links auf den Button “Kerze entzünden“ klicken.

Bitte tut es in dem Sinne, wie Bärbel einmal sagte: „Je mehr du deine Aufmerksamkeit auf die Liebe im anderen richtest, desto mehr aktivierst du sie in ihm und auch in dir. Wenn du schlecht über jemand anderen denkst oder redest, meint dein Unterbewusstsein, du redest schlecht über DICH, weil es nicht zwischen Ich und Du unterscheiden kann.“ Darum wäre es schön, wenn ihr in Liebe an sie denkt. Und ich bin mir sicher, dort, wo sie jetzt ist, geht es ihr gut. Sie macht ihre Arbeit weiter, auf neue Weise. Im Sommer hatte ich ein Erlebnis, wo ich sie besuchen durfte, und wir haben getanzt. Und es war wunderschön. War es der siebente Himmel? Mag sich komisch anhören. Für mich war es sehr real. Ich trage sie in meinem Herzen. Das, was man liebt, kann man nie mehr verlieren.

Edward Estlin Cummings findet die passenden Worte dazu, er sagt es in „I carry your heart with me“ so:

„Ich trage dein Herz. Ich trage dein Herz bei mir. Ich trage es in meinem Herzen.

Nie bin ich ohne es. Wohin ich auch gehe, gehst du, meine Teure. Und was auch ich tue, es ist auch dein Werk, mein Schatz.

Hier ist das tiefste Geheimnis, um das keiner weiß. Hier ist die Wurzel der Wurzel, die Knospe der Knospen, und der Himmel des Himmels, eines Baumes namens Leben. Der höher wächst als unsere Seele hoffen, als unser Geist zu verstecken sucht. Das ist das Wunder, dass den Himmel zusammen hält.

Ich trage dein Herz. Ich trage es in meinem Herzen.“

Wenn wir alle Blumen wären, dann wäre Bärbel eine besonders schöne, mit wundervollem Duft. Wenn wir alle Bäume wären, so wäre Bärbel ein besonders großer, mit vielen Samen, die neue Bäume hervorbringen können. Wären wir Hunde, sie hätte uns den Leitwolf gegeben, und viel Verantwortung getragen. Wären wir alle Vögel, sie hätte uns im Herbst den Weg in den Süden gezeigt.

Sie flog immer vorne weg. Sie war uns weit voraus. Und sie hat uns gezeigt, wie großartig, wie reich das Leben sein kann.

An dieser Stelle habe ich schon einmal versucht zu erklären, was nicht erklärbar ist. Warum ist Bärbel von uns gegangen? Die gute Resonanz auf diesen meinen Versuch von eurer Seite aus lässt mich ihren Todestag nun zum Anlass nehmen, noch einmal so vermessen zu sein, mich erneut zu trauen.

Ist es nicht merkwürdig, wie ähnlich die Verwendung der Worte „trauen“ und „Trauer“ sind? Man traut sich etwas, wenn man mutig ist, einen neuen Schritt wagt. Man traut sich auch „im Bund fürs Leben“, bei der Heirat. Hat Trauer nicht auch so etwas Mutiges, sich zu trauen, Schmerz zu zeigen, Schmerz zuzulassen? Und dann seinen Weg weiter zu gehen? Geht es hier nicht auch um Vertrauen, in sich, in das Leben, ja sogar in das Schicksal selbst? Mich jedenfalls hat die Zeit der Trauer ins Vertrauen geführt.

Jeder Tag, jeder Monat nach Bärbels Fortgehen hat mir eine neue Sichtweise gebracht, was ihren Tod angeht. Zuerst waren die Monate des Winters sehr dunkel und sehr kalt. Wie sehr habe ich mir den Frühling herbei gesehnt. Und wie dankbar war ich, als endlich der Frühling kam, als die Tage länger wurden! Und als die Sonne begann, wärmer und stärker zu werden. Das Leben kehrte zurück. Es zeigt immer nach vorne.

Viel geholfen hat mir in dieser Phase das Buch „Vier minus drei“. Es kam zur rechten Zeit, und schien nur für mich geschrieben zu sein. Ein wundervolles, um nicht zu sagen, wundertrauriges Buch. Barbara Pachl-Eberhard teilt mir uns ihre Erfahrung, wie sie nach dem Tod ihrer Familie, ihrem Mann und ihrer beiden Kinder, wieder Fuß fasste und zurück ins Leben gefunden hat. Ein sehr sehr hoffnungsvolles Buch, das Mut macht. In der Zeitschrift Wege (Heft 3/11) schrieb sie gerade einen Artikel darüber. Sie sah ihren Mann kurz nach seinem Tod im Licht, und meint: „Es war offenbar Zeit für ihn zu gehen. Ich glaube fest daran: Er hat seine Lernaufgabe erfüllt und darf sich nun in Frieden ausruhen. „Was wäre, wenn…“ braucht man nicht zu denken. Es war unvermeidlich, so oder so. Es ist, wie es ist. Es ist gut, wie es ist, denn es konnte nicht anders sein.“

Dem kann ich mich nur anschließen. Nachdem auch ich meine Zeit gebraucht habe, in der ich mit meinem Schicksal gehadert habe, komme auch ich zu diesem Schluss. Bärbel war gesegnet, mit Anerkennung, Zuneigung, Erfolg und glücklichen Fügungen. Ihr Universum stand voll und ganz hinter ihr. Auch wenn ich es nicht verstehen kann und vielleicht nie verstehen werde, so kann ich heute doch glauben, dass alles so gut war und gut ist, wie es gekommen ist. Alles andere macht für mich keinen Sinn. Möglicherweise findet ihr eine Idee davon, was ich sagen möchte, in folgendem Gedicht:

Dein Licht ist das Herz aller Herzen
die Quelle des Herzens bist Du
entzündest dort tausende Kerzen
entzündest dein Licht immerzu.

So lang hab ich Dich übersehen
so lang hab ich Dich nicht gekannt
nun kann ich kaum gehn und auch stehen
bin nun unentwegt übermannt.

Und auch jeden Mensch kann ich spüren
denn Du bist in jedem Gesicht
und jedwedes Herz willst du führen
entfaltest auch dort stets dein Licht.

Ich kann Dich im du erst erkennen
wenn Du mich das Schauen gelehrt
der Schmerz läßt in mir nur verbrennen
was mir Deine Nähe verwehrt.

So lass mich im Feuer verwandeln
um Alles als Dich anzusehn
und in Deinem Sinne zu handeln
und mit Deinen Schritten zu gehn.

1.9.11 Manfred Mohr

Noch einmal wärmsten Dank für eure Anteilnahme und euren Zuspruch. Das hat mich sehr getragen in dieser Zeit. Bleibt mir gewogen,

mit den besten Wünschen

Manfred Mohr