Mit dem Herzen segnen
Hast du schon einmal versucht, zu segnen? Den meisten von uns ist diese Überlegung leider noch sehr fremd. Was ist das eigentlich, segnen? Ist das nicht der Kirche und seinen Priestern vorbehalten? So oder so ähnlich denken sicher viele von uns. Jetzt, in der neuen Zeit, wird das Segnen aber wichtiger denn je. Denn es macht uns bewusst, wer wir wirklich sind.
In seiner grundlegendsten Form gelingt das Segnen mit dem bewussten Verströmen von Liebe. „Ich gebe meine Liebe“ wäre hier die einfachste Meditation. Als ersten Schritt des Segnens ist darum Bewusstsein von Nöten, dass ich Liebe überhaupt in mir trage, und auch die Fähigkeit dazu besitze, sie auch an andere zu verschenken. Damit dieses Bewusstsein erlangt wird und du wirklich glauben kannst, dass der Segen der Liebe auch aus dir fließen kann, möchte ich dir das Reis-Experiment von Masuro Emoto empfehlen.
Koche dazu zunächst eine kleine Menge normalen Reis gar. Dann nimm zwei durchsichtige Marmeladengläser mit Deckel und fülle jeweils eine Portion Reis hinein. Verschließe den Deckel, aber mach ein paar Löcher, um zu belüften. Dann beschrifte die eine Probe mit „Liebe“ und die zweite mit „Hass“. Stell beide Gläser gut sichtbar an einen Ort, an dem du dich häufiger aufhältst. Ideal ist die Anrichte in deiner Küche dazu. Immer, wenn du dort arbeitest und du die Gläser siehst, sende dem einen Glas aus deinem Bewusstsein Liebe: „oh, du wunderbarer Reis, wie gut du bist und nahrhaft, wunderbar, dass es dich gibt.“ Der anderen Probe dagegen schicke das Gegenteil: „Du doofer Reis, wie langweilig du doch bist, ich mag dich nicht, geh doch weg.“
Mach diese Übung eine Woche lang, und du wirst feststellen, der geliebte Reis ist dann zwar trocken, aber noch essbar. Der gehasste Reis dagegen wird schimmlig und stinkt. Unser Bewusstsein ist sehr viel stärker, als wir bisher glauben konnten. Wir alle tragen nämlich eine unendlich große Menge Liebe in uns, die nur darauf wartet, zum Guten von uns eingesetzt zu werden. Das Dumme an der Sache ist leider, wir waren uns dessen bisher noch zu wenig bewusst.
Die Energie, die wir zum Leben brauchen, haben wir bisher oft aus der Auseinandersetzung mit anderen Menschen bezogen. Bei einem Streit oder einer Ablehnung wurde so etwas wie „Reibungswärme“ frei, mit der wir dann sinnbildlich unser Kämmerlein heizen konnten, um einigermaßen am Leben zu bleiben. Im Grunde haben wir dabei aber unsere Möbel und die gesamte Wohnzimmereinrichtung verbrannt. Da wir die Liebe in uns noch nicht kannten und einfach darum auch nicht wirklich nutzen konnten, verwendeten wir sie wie eine Art „Notstromaggregat“. Statt diese kostbare Kraft in uns schöpferisch zu verwenden und eine wunderbare Welt damit zu gestalten, machten wir einfach nur Feuer damit, um uns zu wärmen und nicht ganz im Dunkeln zu sitzen. Denn emotional gesehen sind wir wohl auf der Ebene des Bewusstseins doch irgendwie noch Steinzeitmenschen, die in ihren Höhlen sitzen. Es wird Zeit, dass wir unsere Keulen bei Seite legen, und endlich damit beginnen, zu zaubern.
Denn Liebe ist ein Wunderelixier. Es kann aber erst wirken, wenn wir es verschenken. Für uns selbst wird es erst wirklich nutzbar, wenn wir es weitergeben. Der Himmel hat sich das sehr geschickt ausgedacht. Wenn wir Liebe geben, wir bekommen sie geschenkt. Wenn wir unser Herz für unsere Mitmenschen öffnen, uns selbst wir der Segen der Liebe zuteil. Ich möchte sagen: Wenn ich segne, der Segen wirkt auch für mich. Wenn ich liebe, die Liebe wird auch mir zuteil. Und die Erde verwandelt sich dabei für mich langsam in einen Garten Eden, wie die folgende Sufi Geschichte zeigt:
Als Gott die Welt erschuf, waren die Menschen noch alle bei Ihm in Seinem himmlischen Reich. Gott wollte jedoch, dass sie auf der Erde leben, die Er für sie bestimmt hatte.
»Was können wir tun«, fragte der Erzengel Gabriel, »damit sie nicht immer hierher zu uns in den Himmel kommen? Sie sollen dort leben, wo sie hingehören – auf der Erde.«
Gott und die Erzengel berieten. Der Erzengel Michael sagte: »Wir müssen den Himmel verschließen.«
»Aber wo lassen wir den Schlüssel?«, fragte Gabriel.
»Wir müssen ihn verstecken. An einem Ort, wo ihn die Men¬schen nicht finden.«
Einer der Engel schlug vor: »Wir könnten den Schlüssel im Meer versenken.«
Gott erwiderte: »Ich kenne die Menschen, sie werden ihn finden.«
Ein anderer Engel meinte: »Dann verstecken wir ihn im Schnee der höchsten Berge.«
»Sie werden ihn finden«, wandte Gott ein.
Der Engel Esekiel brachte eine ganz moderne Lösung vor: »Wir schießen ihn in den Weltraum.«
»Sie werden ihn auch dort finden«, sagte Gott.
Da meldete sich Gabriel: »Ich hab’s. Wir verstecken den Schlüs¬sel im Herzen der Menschen.«
Gott gefiel die Idee. »Ja. Lasst uns das tun. Sie finden ihn leich¬ter im Meer und im Weltraum als in ihrem eigenen Herzen, aber wenn sie ihn dort finden, sollen sie ihn auch benutzen dürfen.«
Für mich liegt dieser Schlüssel ganz einfach im Segnen. Das Herz zu öffnen, es bedeutet für mich, meine Liebe zu verschenken. Wenn mein Bewusstsein für Liebe sich entfaltet hat, dann begreife ich auch, wozu sie mir gegeben wurde: um den Himmel auf die Erde zu bringen. In der zweiten Stufe des Segnens entwickelt sich darum in mir ein großes Mitgefühl für andere. Und die Grenze zwischen dir und mir verschwimmt. Der Satz bekommt große Bedeutung: „Was ich dir gebe, ich gebe es mir.“
In jedem Seminar spreche ich über die Kraft des Segnens und verführe dann so manchen, es auch damit zu versuchen. Eine Teilnehmerin aus Wien erzählte dabei einmal, wie sie zum Segnen gekommen sei. Sie hatte einen schweren Motorradunfall und es drohte, ihr Bein müsse abgenommen werden. Darum versprach sie dem Universum, den Rest ihres Lebens alle Motorradfahrer zu segnen, sie mögen sicher an ihr Ziel gelangen, würde ihr das Bein erhalten werden können. Und so kam es dann auch. Sie ist wieder gesund geworden, läuft auf beiden Beinen durch ihr Leben und segnet weiter. Ihr Segen wurde ihr selbst zu Teil.
Heilung ist darum auch die dritte Segnung, die ein sich öffnendes Herzen erfährt. Was immer wir in uns als verletzt erleben, es kann Frieden finden, wenn wir das Segnen für uns entdecken und die Liebe werden. Schließlich füllt die Liebe auch die Teile in uns, die sich arm und alleine fühlen. Wir erleben uns dann eins mit der Schöpfung und immer mehr auch aus uns selbst erfüllt. Es ist schon paradox, wir verströmen die Liebe, und werden selbst von ihr erfüllt, schließlich ganz und gar. Das liegt fern ab von dem, was unser Verstand begreifen kann. Darum bedeutet, den Weg der Liebe zu gehen, im besten Sinne auch, „den Verstand zu verlieren.“ Um dann erst aber so manches wirklich begreifen zu können.