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Liebe im Herzen aktivieren- Hoppen lernen (für lebe-liebe-lache.com)

(Die Fragen stellte Annette Böhm)

Ist Lebensglück eine bewusste Entscheidung?

Goethe sagte: „Erst die Erinnerung muss uns offenbaren / die Gnade, die das Schicksal uns verlieh. / Wir wissen stets nur, dass wir glücklich waren, / doch dass wir glücklich sind, wissen wir nie.“ Dem kann ich mich nur anschließen. Glück hat für mich vor allem mit dem Begriff „Flow“ zu tun, der definiert ist als Zustand, in dem wir Zeit und Raum vergessen, weil wir ganz versunken sind in unser Tun und Sein. So wie Kinder, die stundenlang mit ihren Bauklötzen spielen können, und einfach nur glücklich dabei sind. In diesem Flow denke ich nicht, sondern bin absorbiert in meinem Tun. Darum würde ich gern sagen, glücklich bin ich vor allem, wenn ich mir darüber nicht den Kopf zerbreche. Ich bin vor allem glücklich, wenn ich den Verstand abschalte. Meist, wie Goethe sagt, wird mir darum mein Glück erst im Nachhinein bewusst.

Aber sicher ist die Frage noch anders gemeint. Natürlich ist es meine bewusste Entscheidung, ein Glas Wasser als halbvoll oder halbleer anzusehen. Oder mein ganzes Leben als gut oder schlecht. Dahinter steckt aber sehr viel mehr, als die Frage vermuten lässt. Es reicht nicht auch, mich einfach bewusst zu entscheiden, „ich bin jetzt glücklich“. Oder „ich will von heute an nur noch glücklich sein.“ „Es gibt keinen Weg zum Glück, Glück ist der Weg“ sagt Buddha darum auch so treffend. Um Glück zu finden, braucht es das Glück. So paradox es klingt. Es geht nicht darum, etwas zu tun, um das Glück zu finden. Nein, dummerweise ist Glück eher das Resultat eines inneren Zustandes. Dieser Zustand ist wie ein Schmetterling, der uns erfreut, und uns manchmal besuchen kommt. Ein schöner Satz zum Glück lautet: „Der Weg zum Glück ist 30 cm lang. Vom Kopf in das Herz.“ Im Herz ist das Glück verborgen, wenn ich es öffne. Ich kann mich bewusst entscheiden, mein Herz zu öffnen. Vielleicht ist das die beste Antwort auf die Frage.

Warum ist es wichtig für uns, auf unsere Gedanken zu achten?

Shakepeare hat gesagt „Wenn der Geist bereit ist, sind die Dinge bereit.“ Es gibt einen tiefen Zusammenhang zwischen unserer inneren Welt, unseren Gedanken und Gefühlen, und der Welt „da draußen“, die uns umgibt. Mystiker wie Meister Ekkhard brachten dies auf die Formel: „Wie innen, so auch außen. Und wie außen, so innen.“ Weil das so unverständlich ist, wenn es theoretisch bleibt, gebe ich am besten gleich dazu ein Beispiel: In Schweden gibt es ein altes Sprichwort: „Willst du einen König als Mann, so beginne damit, den König in ihm zu erblicken.“ Denn denke ich immer nur schlecht über meinen Mann, dann haben diese Gedanken eine große Wirkung auf meinen Gatten. Er wird dann selbst denken, wie wenig königlich er ist. Bin ich aber stolz auf meinen attraktiven und ansehnlichen Mann, dann wird er auch dies spüren. Und langsam zu einem König werden können, zumindest für mich.

In deinem neuen Buch „Hoppen lernen“ erwähnst du das uralte “ Tat tvam
asi “ Prinzip. Magst du es unseren Lesern hier ein wenig näher bringen?

Tat tvam asi bedeutet: „Das, was ich wahrzunehmen glaube, und dass, was ich zu sein glaube, ist eins, es ist identisch.“ So, wie ich die Welt sehe, so bin ich selbst, könnte man es zusammenfassen. Ich sehe mich immer nur selbst, im Spiegel meiner Projektionen. Meine Kinder habe dies bereits sehr früh gemerkt, und oft gesagt: „Was man vom anderen sagt, ist man selber.“ Am Beispiel des Königs, den ich in meinem Mann erblicken lernen kann, bedeutet dies, wenn ich in ihm stattdessen einen Trottel und Nichtsnutz sehe, dann bin ich auch dies selbst. Manchmal bin auch ich ein Trottel, und ein Nichtsnutz. Die Welt ist das, was ich von ihr denke. Was ich in ihr sehen möchte. Und im Spiegel der Welt sehe ich mich dann selbst. Wenn ich in meinem Mann den König erblicken könnte, dann würde ich mich selbst zum König krönen.

Warst du eigentlich schon mal auf Hawaii?

Tatsächlich habe ich einmal während einer Reise nach Neuseeland 5 Stunden auf dem Flughafen von Hawaii verbracht, als ich auf den Anschlussflug warten musste. Ich kann die Frage also mit Fug und Recht mit Ja beantworten. Aber Scherz beiseite, Nein, ich habe keine Ausbildung auf Hawaii gemacht, um das hawaiianische Hooponopono dort zu erlernen. Viel eher kam Hawaii durch Hooponopono zu mir, und ich durfte dann im deutschsprachigen Raum sogar einer der Wegbereiter für diese Vergebungstechnik werden.

Braucht man viel Zeit allein, um zu hoppen?

„Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es.“ Dieses Zitat von Erich Kästner beantwortet diese Frage wohl am besten. Das Gute, das ich in meiner Welt sehen und erleben möchte, es kommt aus mir. Ich sollte Gutes tun, so oft wie möglich. Wenn ich den Eindruck habe, etwas ist falsch oder schlecht in meiner Welt, ich könnte etwas tun: Gutes eben. Das ist eine schöne Umschreibung für Hooponopono oder das Hoppen, das Bärbel und ich daraus abgeleitet haben.

Viel Zeit braucht das Hoppen nicht, es ist kinderleicht und man kann es sicher bereits nach der Lektüre meines neuen Buches anwenden. Ein Problem ist eher, wir denken zumeist, es sei schwer. Denn „so einfach kann es doch nicht sein.“ Ich muss zuerst ein Jahr nach Hawaii (siehe Frage oben), um es bei einem Priester zu lernen. Sonst kann ich es nicht. Oder: Nur, wer bei einem Priester „eingeweiht“ worden ist, darf es anwenden. Es gibt eine Menge solcher Glaubenssätze, die wunderbar mit dem Hoppen geheilt werden können. „Ich kann das nicht. Ich werde es nie können. Alle können es, nur ich nicht.“ Beim Hoppen nehme ich diesen Teil in mir in mein Herz, der solche Gedanken hat: „Ich liebe den Teil in mir, der denkt, er sei unfähig. Ich liebe den Teil in mir, der denkt, er lernt es nie. Ich liebe den Teil in mir, der denkt, alle anderen können es besser als ich.“ Diesen Teilen in mir gebe ich beim Hoppen meine Liebe, damit sie diese Teile heilen kann.

Hoppen kann sehr gut in einer Gruppe eingeübt werden. Alleine sein muss man nicht dabei. Ich kann mir aber vorstellen, dass viele Menschen dieses Ritual gern in einem geschützten Raum bei sich zu Hause praktizieren wollen, um besser ins Herz und ihr Gefühl hinein zu finden. Jeder ist dazu eingeladen, es so zu praktizieren, wie es einem richtig erscheint.

Du forderst deine Leser immer wieder dazu auf, sich an „ihren Gott“ zu
wenden und besinnst dich dabei auf die Kraft der Gebete. Warum ?

Ursprünglich wurde Hooponopono als ein Ritual ausgeführt, bei dem ich in enger Verbindung zu meinem Gott oder dem heiligen Geist trete. In der ersten Variante, die vor 10 Jahren zu uns nach Europa kam, ging dieser Aspekt bereits etwas verloren, da man stattdessen vier Sätze sprechen sollte:
Es tut mir leid. Bitte verzeih mir. Ich liebe mich. Danke.
Diese Sätze werden in Bezug zu einem Problem solange hingebungsvoll zitiert, bis ich ein Gefühl von Erleichterung in mir spüre. Bärbel und ich haben diese Form dann etwas verändert, und das Hoppen daraus gemacht. Beim Hoppen lege ich meine Hände auf mein Herz und bitte die Liebe, den Teil in mir zu heilen, der mit dem äußeren Problem korrespondiert. Mit dieser Technik haben bereits viele Menschen in den letzten Jahren großen Erfolg bei der Auflösung von Problemen gehabt.

Heute bin ich wieder etwas näher an der ursprünglichen Form des Hooponopono und darum bitte ich manchmal auch Gott oder die Vollkommenheit, den Teil in mir zu heilen, der mit dem äußeren Problem in Resonanz steht. Meiner Erfahrung nach sind viele Menschen heute eher bereit, auch ihren Gott in das Ritual einzuladen. Der Unterschied ist eher darin zu sehen, möglichst vielen Menschen einen Zugang zu diesem Vergebungsritual zu ermöglichen. Wer gern die vier Sätze sagt, kann dies gern tun. Wer gern mit Gott in Verbindung tritt, kann dies tun. Und mit Liebe im Herzen arbeiten kann auch jeder. Für mich ist Gott gleichbedeutend mit Liebe, und Liebe mit Gott.

Bei der Anwendung von Hooponopono werden wir offenbar daran erinnert,
dass die Welt und wir nicht voneinander getrennt sind. Sind wir durch
eine Art mystisches Band miteinander verbunden?

Ganz sicher. Verstehen kann man diesen Satz allerdings nicht wirklich. Da ich aber aus der Wissenschaft komme (ich habe in physikalischer Chemie promoviert), verlasse ich mich gern auf die gelebte Erfahrung. Ich mache sozusagen im „Labor“ meines Lebens ein „Experiment“, indem ich ein Problem mit einem anderen Menschen „hoppe“, und dann nachverfolge, ob sich dann das Problem verbessert oder sogar auflöst. Und meine gute Erfahrung gibt dann dieser Methode Recht, denn ganz viele Menschen konnten mit dem Hoppen ja bereits ihre Probleme auflösen. Auch wenn mein Geist nicht einordnen kann, wie es funktioniert. Die Mechanismen der Liebe sind eben für den Verstand meist nicht zu durchblicken. Aber sie wirken trotzdem!

Schreiben sich Bücher wie dieses mit Lebensnarben besser?

Ein kleiner Junge legte aus purem Spieltrieb einen schweren Stein auf die Krone einer jungen Palme, die gerade zu wachsen begonnen hatte. Er vergaß die ganze Aktion danach und kehrte erst viele Jahre später wieder an diesen Platz zurück. Die Palme war besonders groß geworden, sogar größer als alle anderen. Der Stein lag noch immer in ihrer Krone.

Diese Geschichte fiel mir ein, als ich den Begriff „Narbe“ las. Jedem von uns stellen sich Herausforderungen im Laufe des Lebens. Wir wachsen daran, so wie diese Palme. Ich schreibe Bücher darüber. Ohne meine Geschichten könnte ich nicht schreiben.

Kann man eigentlich auch kämpferische Gefühle hoppen?

Solche Gefühle nehmen beim Hoppen sowieso sofort Reißaus. Einer der schönsten Nebeneffekte beim Hoppen ist, dass ich innerlich ganz in ein Gefühl von Frieden und Entspannung finde. Dort ist kein Platz mehr für Kampf. Ich kann auch meine Gefühle von Kampf hoppen, indem ich sie als Teil von mir erkenne: „Ja, ich habe Teile in mir, die sich schlecht behandelt fühlen. Ja, ich würde manchmal am liebsten aus der Haut fahren vor Wut. Ich nehme meine Wut in mein Herz. Auch du bist ein Teil von mir.“ Und ganz oft löst die Wut sich dann auf, denn die Liebe hat viel mehr Kraft.

Welches war dein stärkstes Erlebnis im Zusammenhang mit Hooponopono?

Eine junge Frau um die 30 kam in einem Seminar zu mir und beschwerte sich über ihren Freund, der ihrer Meinung nach zu viel Alkohol trank. Sie selbst sei völlig abstinent, und hätte schon alles versucht, aber er würde einfach nicht damit aufhören. (Nebenbei gesagt, es ging hier nicht um Alkoholismus und Koma-Saufen, sondern der Mann ging eben manchmal am Freitagabend mit seinen Freunden einen trinken.) Ich fragte die Frau, ob sie sich vorstellen könne, dass ihr Freund für sie mit trinken würde? Mit großen Augen sah sie mich an. Nein, das könnte doch nicht sein! Ich erklärte ihr, der Freund und sie selbst seien eben unsichtbar miteinander verbunden, und wenn sie selbst Teile nicht leben wollen würde, dann täte es eben stellvertretend ihr Freund für sie. Diese Teile würde ich als Geselligkeit, Ungezwungenheit oder Freude beschreiben. Und je mehr sie diese Teile ablehnt, umso stärker würde sie ihren Freund zwingen, genauso zu sein. Wie soll er sich auch ändern, wenn sie weiterhin genauso bleibt, wie sie ist? Es war ein unbewusster Teil in ihr selbst, der mit dem Alkohol offenbar Probleme hatte. Und daraus resultierte dann das Problem mit ihrem Freund.

Die Frau nickte und schrieb gleich darauf ihrem Freund eine Mail: „Schatz, ich hab dich ganz toll lieb.“ Mehr nicht. Sofort danach klingelte ihr Handy und sie bekam von ihrem Freund eine SMS mit den Worten: „Ach weißt du Maus, mit dem Alkohol hörte ich jetzt erstmal auf.“ Bei dieser jungen Frau reichte schon aus, dass sie ihren eigenen Anteil am Problem erkennen konnte. Und die Liebe zu ihrem Freund tat dann das Übrige.

Vertraust du zutiefst darauf, dass alles gut wird?

Ich tue mein Bestes in dieser Hinsicht. Und da ich ein Mensch bin wie du oder ich, zweifle ich manchmal auch daran. Dann kann ich meinen Zweifel wieder in mein Herz nehmen und ihm meine Liebe geben. Auch du bist ein Teil von mir, geliebter Zweifel. Aber ich nehme dich in mein Herz, damit das Vertrauen in mir immer stärker werden kann. Also man kann so ziemlich alles Hoppen, wie man sieht.