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Joachim Bauer: Das Gedächtnis der Körpers – wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern

Wow, kann man zu diesem Buch nur sagen ! Die Wissenschaft macht große Schritte voran und zwar im ganzheitlichen Sinne.

Die moderne Wissenschaft hat enormen Aufwand betrieben, um unsere Gene zu „entschlüsseln“ und zu katalogisieren. Die Vollendung im Jahr 2001 ergab jedoch einige Überraschungen, wie Joachim Bauer, Arzt und molekularbiologischer Forscher, berichtet. Man fand heraus, dass jeder Mensch etwa 35.000 Gene hat. Und man fand heraus, dass diese Gene bei allen Menschen zu 99,9 Prozent identisch sind. Das ist für manche der Lacherfolg schlechthin und das Ende der Theorie, dass Krankheiten hauptsächlich genetisch bedingt wären.

Nur 2 Prozent aller Krankheiten beruhen nach neuesten Erkenntnissen auf genetischen Defekten. Der gesamte Rest beruht auf der Art und Weise, wie unsere Gene reguliert werden. Bisher war der reine „Text“ der Gene die Religion schlechthin. Was da steht, das gilt. Da aber der Text bei allen Menschen zu 99,9 Prozent identisch ist und die Menschen aber gleichzeitig sehr unterschiedlich sind und sehr unterschiedliche Krankheiten entwickeln, kann es am Gentext schon mal nicht liegen.

Faszinierend was die Forschung nun dazu herausgefunden hat: Außer den 35.000 Genen, die in der Tat einen festen, unveränderlichen „Text“ haben, mit dem sie über die Proteinproduktion die Vorgänge im ganzen Körper bestimmen, gibt es vor jedem Gen ein oder mehrere „Schaltergene“. (So nenne ich sie jetzt der Einfachheit halber mal „unter uns“. Richtig wäre: Promotor-Sequenz, die durch Bindung von Transkriptionsfaktoren zur Aktivierung eines Gens führt). Diese Schaltergene regulieren die Tätigkeit der Gene und bestimmen, wie viel und ob und wann die Gene ihre Information in das Körpergeschehen einbringen oder nicht. Diese Schaltergene wiederum werden jedoch beeinflusst von allen möglichen Vorgängen. Unter Anderem reagieren sie auf Umwelteinflüsse, auf das, was wir essen und besonders stark auf neurobiologische Vorgänge im Gehirn.

Joachim Bauer schreibt dazu höchst spannend, wie Stress ganz andere Gene aktiviert als ein positives Umfeld. Je mehr Stress, egal ob innerlich oder äußerlich wir ausgesetzt sind, desto mehr Krankheit entsteht im Körper, weil die entsprechenden Gene dementsprechend aktiviert werden. Es ist, als wollte der Körper uns etwas damit sagen (ein Wunder – und so etwas aus schulmedizinischen Kreisen). Joachim Bauer schreibt: „Oft bleibt das tatsächliche Vorliegen einer Alarmsituation (zwischenmenschlicher Stress in der Arbeit im beschriebenen Beispiel) lange Zeit sogar dem betroffenen Menschen selbst verborgen, bis der Körper, der die Gefahr unbewusst offenbar bereits begriffen hat, intensive körperliche Alarmzeichen aussendet. Der menschliche Körper hat die Fähigkeit, unbewusste Wahrnehmungen aufzunehmen und ohne unser Wissen seelische und biologische Reaktionen in Gang zu setzen.“

Krankheit als Warnsignal des Körpers, dass etwas in der Seele nicht stimmt. Und dies als Forschungsergebnis aus der Genforschung. Wer hätte das bis vor Kurzem noch vermutet?

Joachim Bauer schreibt ebenfalls, dass es niemals auf die objektive Situation ankommt, sondern darauf, wie der Mensch eine Situation wertet. Dies bestimmt die biologischen Signale im Gehirn, die wiederum die Schaltergene beeinflussen und damit über Gesundheit oder Krankheit entscheiden. „Die Zeit von der Aktivierung eines Gens bis zur Fertigstellung des Proteins (das die Vorgänge im Körper in Gang setzt) kann im Bereich weniger Minuten liegen.“ schreibt Bauer.

Mich würde interessieren, ob er sich auf diese Weise auch einige der extremen „Wunderheilungen“ von Lourdes erklären könnte. Möglicherweise lassen die Geheilten sich jeweils auf eine ganz tiefe Weise von der Stimmung und Atmosphäre und der Energie des Ortes berühren, so dass in extremer Weise das Gehirn neurobiologische Signale produziert, die auch Schwersterkrankungen einfach an den Genen „ausschalten“. Beispielsweise der Fall eines MS-Kranken, der auf der Bahre liegend an der Grotte ankam und kurz darauf in der Klinik einfach aufstand, alleine zum Klo lief und seit über 10 Jahren geheilt ist. Oder ein blindes Kind, das nach dem Grottenbesuch wieder sehen konnte. Da stellt offenbar der Körper seine ganze Körperchemie um und wie die heutige medizinische Forschung uns nun erklärt, hängt die Stärke des Effektes von unserer Einstellung ab und davon, welche Signale unser Gehirn an unsere Feinststruktur, die Schaltergene, weitergibt. Denn einen genetischen Fehler haben ja auch die schwerstkranken Lourdesbesucher meistens nicht, da wir seit 2001 wissen, dass die Gene aller Menschen zu 99,9 Prozent identisch sind und die restlichen 0,1 Prozent sind zum Teil noch Rassenunterschiede und Ähnliches. Der Anteil an genetischen Krankheiten ist also minimal. Der Anteil an Eigenverantwortung am eigenen Gesundheitszustand wächst damit aber enorm.

Die meisten Schwerstkranken bräuchten nach neuesten medizinischen Erkenntnissen und der neurobiologischen Spitzenforschung der letzten 20 Jahre vor allem seelische Hilfe und Unterstützung und nur parallel unterstützend Medikamente oder Chirurgen. Auch spannend ist die Beschreibung eines Experimentes von Giacoma Rizzolatti und seinen „Spiegel-Nervenzellen“. Das Experiment zeigt, dass unser Gehirn Reize ganz anders verarbeitet, je nachdem, ob sie von einem Menschen oder einem Apparat kommen, selbst wenn es sich um die gleiche Information handelt. Die Spiegel-Nervenzellen reagieren, kurz gesagt, in manchen Fällen nur, wenn die Information von einem lebenden Artgenossen kommt und nicht von einem Apparat. Dies gibt natürlich zu denken im Hinblick auf Kindererziehung, Schule, aber auch Arbeitsplatzbedingungen. Je mehr wir alleine „vor uns hinwurschteln“ und weniger soziale Kontakte haben, desto kränker werden wir.

Der Vollständigkeit halber sei auf jeden Fall noch klargestellt, dass es auch fixe genetische Informationen gibt. Die Farbe grün ist bei einer Erbse immer aktiviert und wird vermutlich so schnell durch keinen äußeren Einfluss zu verändern sein (möglich ist Veränderung dann nur durch Mutation). Solche fixen Einstellungen an den Schaltergenen sind zu einem kleinen Teil offenbar auch vererbbar, denn sonst gäbe es keine Familienähnlichkeiten.
Aber vor allem die Kreislauf-, Blutzucker-, Hormon- und Stressregulation und beinahe alles, was das Immunsystem betrifft, hängen NICHT vom Text der Gene oder von fixen Einstellungen ab, sondern sie sind flexibel regulierbar. Und die Regulation hängt, wie gesagt, von unserer Umwelt, Ernährung und unserem seelischen Befinden ab. Mit diesen Erkenntnissen macht eine Medizin ohne Beachtung der Seele nie wieder Sinn !