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Artikel: Erkenne dich selbst (für Sternbild)

Von Manfred Mohr

Es gibt einige gute Methoden, mit deren Hilfe wir Hinweise auf die Persönlichkeit eines Menschen erhalten können. Die beiden bekanntesten davon sind sicherlich die Astrologie und die Numerologie. Beiden Methoden gemeinsam ist es, Rückschlüsse auf die genaueren Eigenschaften einer Person schließen zu können, sei es nun auf Grundlage der Sternenkonstellation oder der Zahlenmystik. Wenn beide Systeme aber dasselbe möchten, dann muss es doch grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen ihnen geben! Denn der betrachtete jeweilige Mensch bleibt ja immer derselbe, egal, mit welchem Blickwinkel wir ihn anschauen wollen. Werden jedoch beide Sichtweisen, die der Zahlen und die der Sterne, miteinander verbunden, dann gelingt damit eine tiefergehende Analyse des Charakters.

Seit ich denken kann, haben mich die Möglichkeiten fasziniert, der eigenen wie auch der Persönlichkeit meiner Mitmenschen auf die Schliche zu kommen. Mit wissenschaftlicher Akribie habe ich dabei im „Versuchslabor “ meiner mir nahestehenden Umwelt geforscht, und es hat sich dabei gezeigt, dass mein naturwissenschaftliches Studium am Ende doch noch für etwas gut war. Nach der „Versuch und Irrtum-Methode“ probierte ich auf diese Weise lange Jahre einige Systeme zur Selbsterkenntnis aus, manchmal nur, um sie dann später wieder zu verwerfen. Solch einen Fehlversuch würde ich heute rückblickend jedoch nicht als falsch bewerten, denn immer lernte ich dabei etwas für mich. Und sei es nur, dass dieses bestimmte Konzept nicht das richtige für mich war. Oft lag diese einfach an der zu großen Kompliziertheit einer Methode. Denn meine Leitlinie wurde mit der Zeit: „Die Wahrheit, sie muss einfach sein.“ Und diese Einfachheit versteht dann selbst ein kleines Kind.

Wie so oft, wenn wir eine bestimmte Frage in unserem Herzen tragen, kommt uns die Umwelt zur Hilfe und schickt uns „zufällig“ freundliche Helfer. So war es auch bei mir. Wobei solche Zufälle oder genauer „Synchronizitäten“, wie Carl Gustav Jung diese überraschenden Geschehnisse nannte, nur unerklärlich und wunderbar erscheinen, weil unsere Wissenschaft sie (noch) nicht ursächlich zu erklären versteht. Jung folgerte aber allein aus der Tatsache, dass zwei scheinbar nicht miteinander in Zusammenhang zu stehende Geschehnisse schon darum in Verbindung stehen, dass sie zur selben Zeit gleichzeitig, also synchron, passieren. Und dieser ganz bestimmte Moment trägt eine gewisse Information oder Qualität in sich.

Eine bestimmte Minute, etwa bei der Geburt eines Menschen, ist darum zwar gleichlang wie die nächste, im Ablauf der Zeit ist sie aber von ihrem Inhalt her einzigartig. Dieser Augenblick ist dann vorbei und kommt in dieser Form und Qualität nicht mehr wieder. Die Sterne am Himmel „wirken“ darum nicht durch ihre Energie auf diesen Zeitpunkt ein, etwa durch ihre Gravitationskraft, nein, sie „zeigen“ viel mehr durch ihre Konstellation zu diesem Moment eine bestimmte Energie oder Qualität dieser Zeit an, so wie etwa eine Uhr die Zeit anzeigt. Jeder Zeitpunkt, wie etwa bei einer Geburt, wird damit zu etwas Besonderem und gibt damit Rückschlüsse auf die spezielle Einzigartigkeit eines Menschen. Jeder von uns ist ein Wunder. Einstein sagte dazu:

Es gibt zwei Arten zu leben. Die eine ist, so zu leben, als gäbe es keine Wunder. Die andere ist, so zu leben, als sei alles ein Wunder.

Um auf den Zufall zurückzukommen, der wirklich mein Leben veränderte, die Sekretärin meines Uni-Professors war leidenschaftliche Astrologin und machte mir mein erstes richtiges Horoskop. Mit vielen Aussagen über mich traf sie dabei ins Schwarze und machte mich neugierig. Ich begann, mich in die Astrologie einzulesen und machte die ersten eigenen Horoskope für Freunde und Familie. Dabei merkte ich schon nach kurzer Praxis:

Das beste Mittel, sich selber kennenzulernen, ist der Versuch, andere zu verstehen. (Andre Gide)

Denn die Menschen, mit denen ich in ihr Horoskop eintauchen durfte, sie kamen nicht aus Zufall zu mir, sondern zeigten mir mit ihren Themen und Charakterzügen immer auch vieles über mich. Und das ist gut und stimmig, denn nach dem Motto, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen zu können, so stehen auch wir uns häufig selbst im Weg, wenn wir uns näher kennenlernen möchten. Schon in der Bibel steht darum der bekannte Satz:

Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht?

Ganz allgemein ist darum bei jeder Beratung oder Coaching eine gehörige Portion Demut angezeigt, denn jeder Mensch, der mit mir sprechen möchte, gibt mir damit doch nur immer aufs Neue die Möglichkeit, dieses bestimmte Thema als mein eigenes zu erkennen und anzunehmen. Eigentlich, so sage ich dann manchmal scherzhaft, müsste darum ich selbst ein Honorar bezahlen und nicht der Kunde.

Damit sind wir aber nun beim springenden Punkt angekommen. Dazu kurz vorher noch diese Geschichte:
Mein ehemaliger Hausarzt war schon weit über siebzig und auch ein wenig schrullig, doch das Praktizieren machte ihm immer noch Spaß. Also betreute er auch weiterhin einige seiner Stammkunden. Einige davon, wie auch mich, hatte er schon mit auf die Welt gebracht. Wenn nun ein Patient zu ihm kam und klagte, „ich hab’s am Rücken, mein Knie tut weh, usw.“, dann sagte mein Hausarzt zunächst einmal wohlwollend: „Das hab ich auch“.

Dieser Satz „Das hab ich auch“ tröstet ungemein und schafft Gemeinschaft. Wenn es meinem Arzt genauso geht, dann kann es doch wohl nicht so schlimm sein. Ich fühle mich dabei verstanden und angenommen. Und das ist für mich zum Wichtigsten geworden, bei einer Beratung ebenso wie in jeder menschlichen Beziehung zu anderen.

Wenn es mir mit Hilfe der Charakterkunde gelingt, den anderen besser zu verstehen, dann schaffe ich es, den anderen immer mehr anzunehmen, wie er nun mal ist. Ich nehme seine Eigenwilligkeiten nicht mehr persönlich. Jeder Mensch wird dann zu einem Gesamtkunstwerk, das ganz ursächlich jede Macke und jede Fähigkeit in sich vereinigt. Denn beide gehören zu ihm und damit zusammen. Dieser Mensch ist genauso und möchte so akzeptiert werden. Haben wir dieses Bedürfnis nicht alle, sein zu dürfen, wie wir sind, und so angenommen zu werden? Kurt Tucholsky meinte darum:

Nimm die Menschen, wie sie sind, es gibt keine anderen.

Das Schöne daran ist, wenn ich den anderen besser verstehen und annehmen kann, dann akzeptiere ich über kurz oder lang auch die eigenen Schwächen. Ich blicke immer auch auf mich, wann immer ich den anderen genauer betrachte. So gelingt es mir schließlich eines schönen Tages vielleicht sogar, über die Fehler meiner Mitmenschen zu lächeln, wo sie mich früher noch nerven konnten.

Die Astrologie kann dabei ein ebenso gutes Hilfsmittel sein wie die Zahlenkunde. Auch jede dieser beiden Methoden zur Selbsterkenntnis hat Stärken und Schwächen und möchte angenommen sein, wie sie ist. Wenn wir ihre Schwächen akzeptieren, treten ihre Stärken erst so richtig zu Tage. (Bei Menschen ist es übrigens ebenso).