Buch: Dem Teufel sei Dank
Wer oder was ist der Teufel ? Wo kommt er her, wo geht er hin ? Ist es das höchste Ziel, ihn zu besiegen und wenn ja, wie? Oder geht es am Ende um ganz etwas Anderes ??!
Eigentlich verdanken wir die Existenz des Teufels … oder halt, da fängt
es schon an, existiert er denn ? Fangen wir lieber noch einmal von vorne
an: Eigentlich verdanken wir die Vorstellung von der Existenz eines Teufels
dem Christentum und einigen anderen Religionen. Die alten Naturreligionen
kannten keinen Teufel. In ihnen gab es viele Götter und diese beinhalteten
jeweils gut und böse. Shiva beispielsweise ist Zerstörer und
Schöpfer gleichzeitig.
Die Sache mit den vielen Göttern gefiel irgendwann den Menschen nicht
mehr und es wurde postuliert, dass nur ein Gott existiere und dass dieser
der Schöpfer und ausschließlich gut sei. Da in diesem Fall
jemand hermusste, dem man die offensichtlich ebenfalls in der Welt vorhandene
Zerstörung andichten konnte, entstand das Bild eines Teufels.
Das führte schon immer zu Problemen in der Logik: Entweder Gott
ist alles und hat alles erschaffen, dann hat er auch das Böse erschaffen.
Das würde dann aber dem widersprechen, dass er nur gut ist. Wenn
er aber nur gut ist, kann er das Böse nicht erschaffen haben. Wo
kommt es dann her ?
Eine etwas flügellahme Hilfstheorie ist die, dass Gott dem Menschen
den freien Willen gegeben hat und dass es die Aufgabe eines jeden Einzelnen
sei, dem Bösen zu widerstehen. Damit wird aber trotzdem an Gottes
Allgewalt gekratzt. Denn da es ja, laut Christentum nichts geben kann,
was nicht von Gott geschaffen wurde, hat er dann sowohl den freien Willen
des Menschen erschaffen, als auch den Teufel, dem zu widerstehen ist.
Warum nun sollte er dieses getan haben ? Ist ihm da etwas aus dem Ruder
gelaufen bei der Schöpfung oder hat er schlichtweg gepfuscht ? Oder
hat er gar eine sadistische Seite, mit der er die Menschen ständig
in Versuchung führt und sie bestraft, wenn sie dieser erliegen? All
diese Theorien vertragen sich schon wieder überhaupt nicht mit dem
Bild eines ausschließlich guten und perfekten Gottes.
Das Christentum hat sich selbst ein Ei gelegt. Dies ist vielleicht die
schlichte Essenz aus dem ganzen Dilemma. Weder die alten Naturreligionen
noch der Buddhismus haben dieses Problem überhaupt. Laut Buddhismus
gibt es keinen Teufel, sondern die Ursachen für Kriege und alles
Schlechte in der Welt sind einige menschliche Eigenschaften wie Aggression,
Hass, Gier, Neid, Unwissen.
Gegen diese hilft aber kein Kraut, auch nicht Knoblauch oder Kruzifixe,
sondern einzig und allein eine schonungslose Selbsterkenntnis bringt Licht
in die innere Dunkelheit und eliminiert teuflische Elemente aus dem Bewusstsein.
"Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit." So formuliert C.G. Jung es und er meint genau diesen buddhistischen Ansatz damit. Wer leugnet, dass die Schlechtigkeit in ihm selbst entsteht, wird ihrer nie Herr werden, sondern SCHEINBAR kommt sie dann von außen und herrscht über den Menschen.
Walter Russell formuliert es ähnlich: "Die Unterdrückung
eines Anteils des Ganzen bringt einen Ausgleich auf ungeplante Weise,
den wir meist als Zerstörung erleben."
Es gilt auch nach seiner Sichtweise daher nicht, die Schatten zu unterdrücken,
sondern zu integrieren. Erst dann kann die Zerstörung aufhören !
In anderen Worten: Frieden zwischen Licht und Schatten in jedem Einzelnen
ist der einzige Weg zum Frieden auf der Welt. Solange jeder sich für
den Guten hält (egal, ob es sich um Einzelpersonen oder ganze Regierungen
handelt) und die anderen für die Schlechten, die ausgerottet werden
müssen, solange KANN es keinen Frieden irgendwo geben.
Gott muss wieder eins mit sich selbst werden. Das heißt, Zerstörung
und Schöpfung gehören wieder vereint. Alles andere ist fruchtloser
Selbstbetrug und führt in eine Sackgasse.
Auch Goethes Version vom Teufel, Mephisto fiel es irgendwann auf, dass
ihm die Zerstörung der Welt einfach nicht gelingen wollte: "Man
möchte rasend werden … Immer zirkuliert ein neues, frisches Blut",
beklagte er sich über das Scheitern seines Unterfangens.
Das ist auch kein Wunder. Man stelle sich bloß den Grundaufbau eines Atoms vor: Es besteht aus positiven und negativen Ladungen gleichermaßen. Wenn der gütige Gott die guten (positiven Ladungen) endlich erhören würde und die Bösen (negativen Ladungen) endlich alle vernichten würde, dann täte es – BUMM – einen riesigen Schlag und das gesamte Universum würde aufhören zu existieren. Wollen wir das ?
Oder wollen wir den Teufel lieber wieder zurückholen in die Alleinheit
und integrieren ? Was wäre der Tag ohne die Nacht und umgekehrt ? Sind
die Auswüchse des Teufels nicht nur umso grausiger, je weiter außerhalb
von uns selbst wir diese Grundkraft der Schöpfung ansiedeln ?
Damit sind wir wieder beim Buddhismus: Das Licht der Selbsterkenntnis
ist das Einzige, das den Teufel wirklich domestiziert und unschädlich
macht.
Neuere spirituelle Lehren, wie die von Neale Donald Walsch entdecken Aspekte der Schönheit auch im Schatten und sogenannten Bösen. Im Kinderbuch "Ich bin das Licht", schreibt Walsch, dass letztlich alle Seelen reines Licht seien. Aber damit wir die Erfahrung von schönen Eigenschaften an uns selbst überhaupt machen können, müssen einige besonders starke Seelen ganz tief in die Dunkelheit gehen und das Gegenteil repräsentieren. Wenn du z.B. die Erfahrung von "Vergebung" machen möchtest und die Schönheit dieser Erfahrung erleben möchtest, muss jemand da sein, dem du vergeben kannst, sonst wirst du nie erfahren, was es heißt, zu vergeben. So betrachtet ist auch die Dunkelheit ein Geschenk, das wir uns ständig gegenseitig machen, um uns selbst in großer Vielfalt erleben zu können.
Dem Teufel sei Dank, ein illustriertes Märchen für
Erwachsene von Bärbel Mohr, 18,50 Euro, ISBN 3-930953-o5-6
Wu Wei Verlag, Isabella Sonntag, Seestraße 54, 86938 Schondorf am
Ammersee, Telefon 08192/93 41 92 Telefax 08192/93 42 57, Email:
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