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Artikel für das Magazin Lebens(t)räume: Bestellungen beim Universum in der neuen Zeit

Von Manfred Mohr

Es ist zwar kaum zu glauben, aber das kleine Büchlein „Bestellungen beim Universum“ ist nun tatsächlich bereits 20 Jahre alt. Grund genug, diese zwei Jahrzehnte einmal zu betrachten und ein kleines Resümee zu ziehen. Wo steht das Bestellen heute, welche Bedeutung hat es in unserer heutigen Zeit?

Der Mai 1998, als das Buch erschien, lag zeitlich noch vor der Jahrtausendwende. Damals tickten die Uhren noch ganz anders. Die Esoterik hatte einen eher noch zweifelhaften Ruf und wer sich mit ihr beschäftigte, galt gern als etwas versponnen. Die „Bestellungen beim Universum“ öffneten diese Welt dann plötzlich einem weit großen Interessentenkreis. Der Begriff „Bestellen“ ist mittlerweile sogar im deutschen Sprachschatz angekommen. Jeder weiß heute, was damit gemeint ist.

Damit stellt sich hier die Frage nach der Henne oder dem Ei: Was war zuerst da? Haben die Bestellungen beim Universum dazu beigetragen, die Gesellschaft offener für spirituelle Themen zu machen, oder war die Gesellschaft einfach bereit dazu, sich mit Thematik intensiver auseinander zu setzen? Wahrscheinlich stimmt beides. Die Bestellungen haben einfach eine Strömung in uns aufgegriffen und sind darum Ausdruck dafür, dass wir wirklich in einer Zeit der Veränderung leben. „Bestellungen beim Universum“ ist nicht von ungefähr gerade in der Übergangszeit vom alten ins neue Jahrtausend geschrieben worden und trägt die Energie unserer neuen Zeit in sich. In unserem Buch „Fühle mit dem Herzen“ haben Bärbel und ich erstmals vom neuen „Gefühlszeitalter“ gesprochen, um dieser aktuellen Zeit einen treffenden Namen zu geben.

Hier erweitern wie das Bestellen um die wichtige Komponente des Fühlens. In Analogie zum „Positiven Denken“ prägten wir den Begriff des „Positiven Fühlens“. Denn Wunscherfüllung braucht beides, die geistige Absicht ebenso wie die emotionale Ausrichtung. Denn mit den Bestellungen beim Universum verhält es sich ähnlich wie beim Autofahren: es braucht ein Lenkrad, mit dem wir dorthin steuern können, wohin wir wollen. Das ist unser Verstand. Die Energie aber, die uns dann ans Ziel gelangen lässt, kommt aus unseren Gefühlen. Sie sind der Motor, der unser Fahrzeug in Bewegung setzt und der auch mitwirkt, unsere Wünsche zu verwirklichen.

Fühlen bekommt heute überhaupt einen immer höheren Stellenwert. Früher wollte jeder sofort nach dem Studium Berufserfahrung sammeln, um Karriere zu machen. Heute sind emotionale Gesichtspunkte weit wichtiger geworden. Ich sehe es an unserem Ex Au Pair Paul. Er hat hier Umwelttechnik studiert und ist damit gerade fertig geworden. Zwar wurde er von seiner Firma übernommen, bei der er seine Diplomarbeit machen durfte, erzählte mir aber mit Grausen, er wolle auf gar keinen Fall sofort 100% arbeiten. Viel lieber wollte er mehr Zeit für seine Hobbys und für Reisen. Und er schaffte es wirklich, seinen Wunsch durchzusetzen und arbeitet nun nur 4 Tage in der Woche. Ich musste wirklich staunen, wie er das geschafft hat.

Dieser Trend findet sich aktuell bei vielen jungen Menschen. Ihnen geht es nicht mehr nur um das bloße Geldverdienen, sondern vielmehr um ein gutes Gefühl. Sie wollen lieber Lebensfreude, Zeit für sich und damit ein lockereres Arbeitsumfeld, das dies ermöglicht. Und diese neue Haltung ändert langsam das Geschäftsleben. Heute sind es die jungen Arbeitssuchenden, deren Ansprüchen nun von den Firmen erfüllt werden müssen. Viel mehr Menschen können nun von zu Hause aus arbeiten und es werden immer mehr Teilzeitarbeitsmodelle angeboten.

Die Sozialforschung hat dieser Generation bereits einen eigenen Namen gegeben: Generation Y. Das Ypsilon wird englisch ausgesprochen als „Why“, was deutsch „Warum“ bedeutet. Diese „Millenials“, wie sie auch genannt werden, sind etwa zwischen 1980 und dem Jahr 2000 geboren und hinterfragen den bisherigen Lebensstil sehr. Ihnen geht es vor allem um eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben. Darum suchen sie einen Beruf, der ihnen Freizeit lässt und der ihnen vor allem sinnvoll erscheint.

Diese Entwicklung ist ein positives Zeichen für den steigenden Selbstwert dieser jungen Generation. Offenbar lieben sie sich mehr als unsere Generation es noch tat, da sie ihre neuen Werte viel mehr durchsetzen. Sie wissen, was sie wollen und dieser Wunsch ist so stark, dass sich die Firmen schon danach richten. Es ist wirklich eine ganz neue Zeit, in der wir leben. Die Menschen fühlen sich mehr, schauen in ihr Herz, was ihnen wirklich wichtig ist und setzen dies dann um. Also, mich erinnert diese Haltung sehr an das Bestellen beim Universum! Was ist das Wünschen denn anderes, als sich ein klares Ziel zu suchen und sein Leben danach auszurichten? Nur, wer ein klares Ziel hat und es kennt, kann es auch erreichen. Und nur, wer sich wirklich fragt, was er möchte, wird sich über seine wahren Ziele klar werden können.

Was 1998 so unscheinbar als Bestellungen beim Universum begonnen hat, ist darum heute weit vielschichtiger geworden. Was anfangs als nette Einladung „Bestell es dir doch einfach“ begann, trägt heute die Früchte eines sich verstärkenden Bewusstseins, etwas in unserem Leben verändern zu können und zu wollen. Unsere Jugend lebt es uns bereits vor. Sie übernehmen viel mehr Verantwortung für ihr Leben und folgen mehr ihrem Herzen und ihrem Gefühl.

Jeder ist seines Glückes Schmid. Das Universum hat grundsätzlich eine offene und wohlmeinende Grundhaltung mir gegenüber. Es lässt mir dabei meinen freien Willen. Darum steht es mir vollkommen frei, das Universum als Klagemauer zu betrachten oder eben als Füllhorn. Im ersten Falle bleibe ich Opfer meiner Lebensumstände und verzweifle schier daran. Das Leben wird zum Problem. Im anderen Falle aber werde ich immer mehr zum selbst bestimmenden, Verantwortung ausübenden Schöpfer meines Lebens.

Unsere innere Haltung ist dabei entscheidend. Wir stehen immer in Verbindung zu unserem Universum. Wir sind nicht allein, wir sind nicht getrennt. Weder vom Universum, noch von unseren Mitmenschen. Es bleibt unsere Wahl, ob wir unsere Ablehnungen in uns erkennen wollen und in Akzeptanz verwandeln können. Über unsere Einstellung und innere Haltung dem Universum gegenüber entscheiden wir dabei ganz allein selbst. Hafis, ein persischer Dichter des Altertums, empfiehlt uns deshalb:
„Du bist deine eigene Grenze. Erhebe dich darüber!“

Weil Annahme und Akzeptanz nur andere Worte für Liebe sind, wachsen beide genau dort in mir, wo ich selbst immer mehr in die Selbstliebe finde. Wie sehr akzeptiere ich mich bereits selbst? Wo lehne ich mich noch ab, und wo mag ich mich noch rein gar nicht? Das Dumme daran ist: Dort, wo ich mich selbst nicht mag, mag das Universum mich auch nicht. Es schaut schon sehr genau hin, wie weit es mit meiner Selbstliebe her ist.

Die wichtigste Person in unserem Leben sind sicherlich wir selbst. Und das gilt nicht nur für das Bestellen. So sehr wir auch versuchen, anderen Menschen zu gefallen, Bestätigung im Job zu finden, erfolgreich zu sein oder anerkannt zu werden – dies alles wird uns erst wirklich gelingen, wenn wir die zentrale Beziehung unseres Lebens geklärt haben: die Beziehung zu uns selbst. Wie soll jemand anders mich gernhaben, wenn ich selbst mit mir hadere? Den Wert, den ich von anderen bekommen möchte, muss ich darum zunächst einmal mir selbst geben. Dies gelingt mir vor allem durch die Liebe zu mir selbst.

Das Bestellen bekommt damit eine ganzheitlichere Bedeutung. Wir beginnen immer mehr zu spüren, wie eng verflochten wir mit dem Universum und unseren Mitmenschen sind. Darum bestellen wir heute nicht mehr nur für uns, sondern gleich für andere mit. Denn es tut uns selber gut. Benjamin Franklin war dies schon bekannt, als er sagte:
„Wenn ich Gutes tue, fühle ich mich gut. Wenn ich Schlechtes tue, fühle ich mich schlecht. Das ist meine ganze Religion.“

Heute ist es darum viel sinnvoller, nicht mehr nur für sich allein, sondern gleich für viele Menschen zu bestellen. Denn mir geht es besser, wenn es auch dem anderen gut geht. Also schließe ich ihn in meine Bestellung mit ein. Wenn ich Gutes tue, dann wird es auch mir zuteil. Das, was ich dem anderen schenke, schenke ich auch mir. Aus dem Bestellen ist darum für mich heute besonders das Segnen hervorgegangen.

Wenn wir dies immer mehr verstehen und umsetzen, lernen wir, uns selbst zu lieben. Und dann gelingt es uns gleich noch viel besser, dasselbe mit unseren Mitmenschen zu tun. Wo sollte die Liebe denn wohl herkommen, wenn nicht aus uns selbst? Je mehr wir die Liebe in uns entwickeln, umso mehr fühlen wir uns verbunden mit der Schöpfung. Und umso mehr liebt uns dann auch das Leben zurück.