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Artikel für das Maas-Magazin: Das hawaiianische Hooponopono- eine neue Form des Gebetes

Von Manfred Mohr

 

 Die Mystiker unseres Mittelalters haben uns einen Satz überliefert, der gerade in unserer heutigen Zeit wieder eine Renaissance erlebt. Er stammt von Meister Eckehard und lautet:

 

„Wie innen, so außen. Und wie außen, so innen.“

 

Vielen ist dieser Satz sicherlich geläufig. Ihm zufolge soll es einen direkten Zusammenhang geben zwischen meinem Inneren, also meinen Gedanken und Gefühlen, und der äußeren Welt, die mich umgibt. Das ist ja alles schön und gut, dachte ich lange Zeit, aber wie zum Kuckuck kann ich diesen Satz denn nun praktisch anwenden? Bis ich vor 10 Jahren auf das hawaiianische Vergebungsritual Hooponopono stieß. Und in der Folge zu einem der Wegbereiter dieser wunderbaren Technik für den deutschsprachigen Raum werden durfte.

 

Hooponopono wurde vor vielen tausend Jahren von den Kahunas entwickelt, der Priestergilde im alten Hawaii. Übersetzt bedeutet es: „Etwas tun, um innerlich in Frieden zu gelangen.“ Auch sie nutzen den Ansatz „wie außen, so innen“, und schlussfolgern, dass alles, was in meinem Leben geschieht, demzufolge darum in irgendeiner Weise auch etwas mit mir zu tun haben muss. Erlebe ich zum Beispiel etwas in meiner äußeren Welt als Problem, dann gibt es dafür eine Entsprechung in mir, in meiner inneren Welt. Auch wenn dies fernab unseres normalen Denkens liegt und weit jenseits unseres Verstandes.

 

Ein äußeres Problem spiegelt mir nur mein inneres Problem.

 

Die Hawaiianer gehen sogar so weit zu sagen, dass es eigentlich unser Verstand ist, der für unsere Probleme sorgt. Für sie ist jedes Geschehen in der Welt ein Ausdruck Gottes und somit grundsätzlich gut und richtig. Bewerte ich mit meinem Verstand etwas als schlecht oder falsch, dann muss demzufolge mein Denken falsch sein. Deshalb bitte ich beim Hooponopono unter anderem darum, dass mein falsches Denken geheilt wird. Dann, sagen die Hawaiianer, verschwindet auch mein Problem! Eine ihrer Kernaussagen lautet:

 

Verbessere ich meinen inneren Zustand, dann verbessert sich nachfolgend auch meine Umwelt.

 

In seinem Ursprung ist Hooponopono ein zutiefst religiöses Ritual. Wenn zwei Hawaiianer spürten, dass sie sich anfeinden, gingen sie zu einem Kahuna und führten gemeinsam mit ihm ein Hooponopono durch. Der Priester betete daraufhin zum heiligen Geist, und bat ihn, wieder Frieden im Inneren der beiden Streithähne zu schaffen. Dabei wurden alle falschen Gedanken von ihrer geistigen „Festplatte“ entfernt, wie wir es heute bei einem Computer durch die Reset-Tastenfolge „Alt/Ctrl/Del“ tun. Bist du sicher, dass du alles löschen möchtest? „Ja“.

 

Die Hawaiianer sagen: „Vor dem Abendrot sollst du Vergebung üben“. Denn es ist ihnen bewusst, dass jeder innere Konflikt früher oder später zu einem handfesten Kampf im Außen führen muss. Ein innerer Unfriede eskaliert dann äußerlich, und richtet sich damit schon bald auch gegen mich selbst.

 

Auch dem Dalai Lama ist dies bewusst. Er sagt es mit den Worten:

 

„Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich selbst zu verletzen.“

 

Genau darum beten gläubige Buddhisten seit altersher ihrem Boddhisattva-Gelübte folgend das Mantra: Mögen alle Menschen glücklich sein. Ähnlich, wie es die Hawaiianer bei ihrem Vergebungsritual tun, indem sie den heiligen Geist um innerlichen Frieden bitten, der dann auf das Außen wirkt, so beten die Buddhisten zu ihrem Gott, und laden das Glück für jeden Menschen ein auf unsere Welt.

 

Denn, vom Wortstamm her steht „Gott“ für das Gute. Im Englischen noch einfacher zu erkennen im Gleichklang von „god“ und „good“. Im Gebet lade ich das Gute zu mir ein, damit es in mir wirkt, und meine Bitte darum auch Einfluss auf meine äußere Welt nehmen kann.

 

Im Grunde nutzt darum jedes Gebet dieses Prinzip „wie innen, so außen“. Wir alle haben diese Möglichkeit, positiven Einfluss auf unser Leben nehmen zu können. Nur ist diese Fähigkeit in unserem Kulturkreis leider sehr in Vergessenheit geraten. Wir brauchten darum  erst ein „trojanisches Pferd“, das hawaiianische Hooponopono, um es uns wieder in Erinnerung zu bringen.

 

Die Welt um uns herum und wir selbst sind jederzeit durch ein mystisches Band miteinander verbunden. Die Welt in ihrer momentanen Lage spiegelt uns darum nur, wie es in uns Menschen ausschaut. Wenn immer mehr Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz haben und über Stress oder gar Burn-out klagen, dann ist es doch wohl auch im Inneren der Menschen derzeit nicht gerade angenehm. Die Welt da draußen zeigt uns, dass einfach alles »zu viel« ist – für den Einzelnen wie auch für die Welt als Ganzes. Die Krise da draußen hat auch mit mir etwas zu tun. In diesem Sinne lautet die gute Botschaft des Hooponopono:

 

Heile ich mich, heile ich die Welt.

 

In einem spirituellen Sinne wird die Praxis des Hooponopono zu einer „schleichenden Globalisierung“ im Denken und Fühlen führen. Wenn die Grenzen im Außen langsam verschwinden, wie es beispielsweise Europa mit seinem Vereinigungsprozess vorgemacht hat, dann lösen sie sich auch in unserem Inneren nach und nach auf. Wenn wir heute über Nachrichten und Internet an den Geschehnissen selbst in weit entfernten Ländern Anteil nehmen können, dann beginnen wir als Menschheit, uns als ein Ganzes zu verstehen – und nicht mehr nur als Individuen. Hooponopono kann für uns zu einem Instrument werden, um die Grenzen innen wie außen aufzulösen und die Trennung zu überwinden, die zwischen uns Menschen nach wie vor existiert. Nach dem Motto:

 

Verzeihe ich dir, vergebe ich mir selbst.

 

Hier findet die Heilung statt. Denn der Makel, den ich dem anderen Menschen andichte, gehört doch ursprünglich zu mir selbst. Auch aus unserer Bibel ist uns diese Tatsache wohlbekannt, jeder kennt wohl den Satz aus der Bergpredigt:

 

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht.“

 

Darum ist Vergebung so wichtig. Unser Geist verfügt über die wundersame Fähigkeit, unsere eigenen Defizite in uns zu verdrängen, und sie stattdessen immer wieder unserem Gegenüber anzudichten. Jede Ablehnung, die ich gegen einen anderen Menschen verspüre, zeigt mir darum nur die Vielzahl von Ablehnungen meiner selbst. Wenn wir Frieden wollen auf dieser Erde, dann sollten wir damit beginnen, den inneren Krieg zu beenden, den wir gegen uns selbst führen.

 

Dies ist ein Weg, der uns alle, ganz für uns und in uns, langsam aber stetig Schritt für Schritt zum Frieden mit uns und unserer Umwelt führen wird. Mutter Teresa, die erst vor wenigen Monaten heiliggesprochen wurde, sagte:

 

„Wir können keine große Dinge vollbringen – nur kleine, aber die mit ganz viel Liebe.“

 

Vergebung ist nur ein anderes Wort für Liebe. Hooponopono ist für mich darum ein wunderbares Instrument praktizierter Selbstliebe. Es ist eine neue Form des Gebetes. Für Mutter Teresa haben praktisch alle Probleme dieser Welt einfach damit zu tun, dass wir das Beten schlichtweg verlernt haben. Sie war der Meinung:

 

„Beten nährt die Seele – was das Blut für den Körper ist, ist das Gebet für die Seele.“

 

Dein Licht ist das Herz aller Herzen

 

Dein Licht ist das Herz aller Herzen
die Quelle des Herzens bist du
entzündest dort tausende Kerzen
entzündest dein Licht immerzu.

So lang hab ich dich übersehen
so lang hab ich dich nicht gekannt
nun kann ich kaum gehn und auch stehen
bin nun unentwegt übermannt.

Und auch jeden Mensch kann ich spüren
denn du bist in jedem Gesicht
und jedwedes Herz willst du führen
entfaltest auch dort stets dein Licht.

Ich kann dich im Du erst erkennen
wenn du mich das Schauen gelehrt
der Schmerz lässt in mir nur verbrennen
was mir deine Nähe verwehrt.

So lass mich im Feuer verwandeln
um Alles als dich anzusehn
und in deinem Sinne zu handeln
und mit deinen Schritten zu gehn.

(Manfred Mohr)