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18.12. Adventskalender BbU

18.12.
Doppelt bestellt – doppelt geliefert: 2 Parkplätze vor dem Flughafen

Ich fuhr meine Freundin zum Flughafen. Wir waren sehr spät dran und wollten wohl beide einen Parkplatz direkt vor dem Abflugterminal. Ich hatte mir einen Parkplatz bestellt. Als wir ankamen, waren zwei nebeneinander frei, ich sah meine Freundin an und musste lachen. Sie hatte auch geordert, daher hatten wir natürlich zwei bekommen!
– Jasmin

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Das Schlüsselerlebnis oder der bestellte Nachbar

Meine Bestellung ist schon etwas älter, aber ich möchte trotzdem davon berichten: Als ehemalige Singlefrau dachte ich öfters über einen Partner nach und überlegte mir, aus praktischen Gründen wäre ein Nachbar als Freund wohl das Optimale, weil dann die lästigen Wegzeiten entfielen. Ich könnte auf einen Sprung bei ihm vorbeischauen, es wäre nicht schlimm, wenn ich Dinge bei ihm vergäße, und es wäre egal, wer wann zu wem kommt.
Ich bestellte mir also im Frühling oder Sommer 2002 einen Partner, der am besten zu mir paßt und der gleichzeitig mein Nachbar ist. Wie könnte es anders sein – nach ein paar Monaten wurde in meinem Stockwerk die Wohnung nebenan frei, und bald darauf zog ein neuer Mieter zog im Dezember 2002 ein – leider genau zu dem Zeitpunkt, als ich für sieben Wochen in Thailand Urlaub machte.
Der Neue stellte sich auch bei meinem Untermieter vor, der während meines Urlaubs auf meine Wohnung aufpaßte. Übrigens, auch mein Untermieter war bestellt! Doch mir war es nicht vergönnt, den neuen Nachbarn kennenzulernen. Durch die Betriebskostenabrechung der Hausverwaltung erfuhr ich, daß der geheimnisvolle Mieter Daniel heißt. Neugierig war ich sehr auf ihn, doch wollte und traute ich mich nicht, an seiner Tür zu läuten.
Erst im Juni 2003 – ein halbes Jahr später trafen wir uns zufällig vor unseren Wohnungen im Stiegenhaus und stellten uns endlich vor. Er machte einen sehr freundlichen und hilfsbereiten Eindruck auf mich, auch das Alter schien zu passen. Insgeheim hoffte ich, daß er mich auf einen Kaffee einlud, doch nach Austausch von ein paar Sätzen verschwanden wir in unseren eigenen Wohnungen. Immerhin kannte ich nun meinen bestellten Nachbarn! Zu meinen Zielen paßte zu dieser Zeit bereits keine Partnerschaft mehr, da ich für längere Zeit nach Mittelamerika wollte und ich meine Wohnung per Ende September gekündigt hatte. (Passende Nachmieter hatte ich auch bestellt, und sie wurden prompt geliefert!)
Am 20. September 2003 hatte das Universum ebenfalls die Finger mit im Spiel. Ich kam an diesem Samstagnachmittag nach Hause und wollte meine Wohnung aufsperren, doch der Schlüssel paßte plötzlich nicht inss Schloß. Zuerst schaute ich, ob ich mich auch im richtigen Stockwerk befand, dann dachte ich, jemand hatte das Schloß ohne mein Wissen ausgetauscht. Ich setzte mich auf die Stiegen und wollte mit dem Handy die Auskunft anrufen, um einen Schlüsseldienst herzubestellen. Doch es kam keine Verbindung zustande, obwohl der Akku des Handys noch voll war. Kurz war ich verzweifelt, dann dachte ich, irgendeinen Sinn muß diese Aktion ja haben, und wenn es der ist, den Nachbarn besser kennenzulernen! Ich hörte ein Geräusch in der Nachbarwohnung und wußte, daß der bestellte Mann zu Hause war. Ich läutete, erklärte ihm die Situation und wollte von seinem Telefon aus den Schlüsseldienst benachrichtigen. Daniel versuchte zuerst ebenfalls vergeblich, meine Wohnungstür zu öffnen, doch während ich noch nach der Nummer des Schlüsseldienstes suchte, ließ sich der Schlüssel auf einmal ins Schloß stecken, und die Tür konnte geöffnet werden.
Vor lauter Freude, doch in meine Wohnung zu kommen, lud ich ihn auf einen Kaffee bei mir ein. Es wurde ein sehr netter Nachmittag! Für den nächsten Abend lud er mich auf einen Rotwein ein. Wahrscheinlich brauchten wir den Alkohol, um unsere anfängliche Schüchternheit zu überwinden. Wir hatten in den folgenden zweiWochen, bis zu meinen Abflug nach Mexiko, eine sehr heiße Liebesbeziehung. Da ich für Monate bzw. Jahre wegbleiben wollte, nahmen wir es beide sehr locker, wollten jedoch in Email-Kontakt bleiben. Fast drei Monate später kam Daniel mich in Guatemala besuchen. Doch so schön war diese gemeinsame Zeit nicht, wir hatten eine ziemliche Krise. Erst als Daniel wieder nach Hause flog, merkte ich, wie wichtig er mir war. Da mir Mittelamerika nicht gefiel, wollte ich über einen Zwischenstop in meiner Heimat nach Asien weiterreisen. Ich blieb eine Woche zu Hause, traf auch Daniel und merkte, daß es mir in Graz ja doch am besten gefiel. Also sagte ich den Weiterflug nach Bangkok ab und fand als Übergangslösung, bis ich wieder eine Wohnung hatte, ein Zimmer bei einer Freundin. Daniel und ich sahen uns sehr oft und wir fanden trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten zueinander. Seit Ende März 2004 leben wir in seiner Wohnung, meiner ehemaligen Nachbarwohnung, sehr glücklich zusammen!
Von der Bestellung bis zur endgültigen Lieferung vergingen zwar viele Monate, doch im nachhinein paßte es genau so, wie es war. Es war mein Traum, alles abzubrechen und für länger zu verreisen. Wenn ich Daniel früher kennengelernt hätte, wäre ich wahrscheinlich in Graz geblieben mit dem Gefühl, einen Traum nicht verwirklicht zu haben.
Ich bin dem Universum für diese Liebe sehr, sehr dankbar!
– Karin