Bärbel Mohr > Online-Magazin > Gesundheitsartikel > Die suggestive Kraft der Chirurgie: Placebo-Operationen

Die suggestive Kraft der Chirurgie: Placebo-Operationen

Am 3.12.2002 schrieb die Süddeutsche Zeitung (also nicht das Eso-Blättchen xy-unbekannt): „Die fast rituellen Desinfektionsmaßnahmen, Ängste und Hoffnungen des Patienten, die Autorität des Chirurgen, das Erwachen aus der Narkose und der Hightech im Operationssaal: Das alles trägt dazu bei, dass eine Schein-Operation als Placebo taugt.“

Höchstens zehn bis zwanzig Prozent aller Operationsverfahren gelten als wissenschaftlich abgesichert, läßt uns die sz wissen und schreckt sogar mich damit auf. Was macht die Schulmedizin denn immer für ein Tamtam über die mangelnde wissenschaftliche Absicherung bei Naturheilverfahren und selber schnippelt und säbelt sie sogar ohne selbige am Patienten herum ? Ich kann es kaum fassen.
Mit und ohne Genehmigung des Patienten gibt es wegen der vielfach fehlenden Absicherung über wirkliche Nützlichkeit immer wieder Ärzte, die Scheinoperationen durchführen, um zu testen, ob wirklich die OP wirkt oder nur das „rituelle Drumherum“.
Bei Patienten mit Kniegelenksarthrose beispielsweise hat man die Patienten sogar vorher gefragt, ob sie einverstanden damit wären, dass vom Operator entschieden wird, ob sie wirklich eine – durchaus riskante – Gelenksspiegelung bekommen oder ob nur die Haut aufgeschnitten wird und dann, ohne etwas zu tun, wieder zugenäht wird.
Das Ergebnis: Die Beschwerden besserten sich bei allen Patienten gleichermaßen, egal ob schein- oder richtig operiert !

Auch hier wieder der Hinweis, dass wir mehr Gewicht darauf legen könnten, die geistigen Kräfte und den Glauben zu stärken, damit vermutlich bessere Ergebnisse hätten und vor allen Dingen mit weniger riskanten Nebenwirkungen.

Näheres über Placebos allgemein in „Der Placebo- Effekt. Die Selbstheilungskräfte unseres Körpers“ von Howard Brody, Daralyn Brody

Auge und Gehirn trinken mit
Das Ergebnis: Die Studenten, die glaubten, Alkohol getrunken zu haben, schnitten im Gedächtnistest deutlich schlechter ab als diejenigen, die wussten, dass sie nüchtern waren.

„Wir haben das Gedächtnis der Leute verschlechtert, weil wir ihnen gesagt haben, dass sie betrunken waren, obwohl sie nichts Stärkeres als Tonic mit Limonensaft getrunken hatten“, so eine beteiligte Forscherin.

Ob der Placebo-Effekt auch umgekehrt funktioniert ? Man bekäme Vodka, bliebe aber nüchtern, weil man ihn für Wasser hält. Interessant wären auch die Effekte auf den Blutalkohlwert. Fragen über Fragen …

07.01.2003, © MensHealth.de 2003 dic